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Report · S. 414 - 417
Report , 1989

KARLHEINZ SCHMID

Kunstraub in den Museen: »Null Problemo«?

“So kommen Sie hier nicht rein”, begrüßt ein uniformierter Aufseher den Museumsbesucher, “die Tasche an die Garderobe!” Barsch auch sein Kollege, nebenan in der Klassizisten-Abteilung: “Nein, das geht nicht”, schnauzt er, “die Jacke dürfen Sie nicht ausziehen.” Derweil hat ein Wärter im Saal der Dresdner Romantiker einen jungen Mann umzingelt, der sich, ganz konzentriert, schon drei Minuten lang sechs kleine Bilder von Johan Christian Clausen Dahl anschaut. Vorsicht, scheint der Wärter zu denken, ein Verdächtiger.

Berlin ist wach, hellwach; Berlin steht Kopf. Der Knobelsdorff-Flügel im Schloß Charlottenburg, wo die Nationalgalerie vor knapp drei Jahren ihre “Galerie der Romantik” untergebracht hat, mutiert zum Hochsicherheitstrakt. Was Wunder: “Wir haben Angst”, räumt der zuständige Nationalgalerie-Direktor Dieter Honisch ein, “Angst vor Folgetaten.” Anfang September, an einem Sonntag kurz vor 11 Uhr, hatte ein Gauner-Duo zwei Gemälde des Münchner Biedermeier-Malers Carl Spitzweg (1808 bis 1885) geraubt. Die Tarnung: ein Rollstuhl.

Gestohlen wurden das 24 mal 21 Zentimeter große Bild “Liebesbrief” aus dem Jahr 1846 (Schätzwert: 1,2 Millionen Mark) sowie das 35 mal 44 Zentimeter große Gemälde “Der arme Poet” (1,8 Millionen). Das 1839 gemalte Bild eines Dichters, der in einer Dachkammer haust, ist eines der populärsten Beispiele deutscher Malerei des 19. Jahrhunderts. Das Schlüsselwerk, das in einer ersten Fassung von 1837 den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen gehört, wird meist als Satire auf eine unkritische und völlig überschätzte Dichtkunst interpretiert.

Tagein und tagaus, landauf und landab stehen derart hochkarätige Werke der bildenden Kunst auf den Wunschlisten gewiefter Verbrecher, die oft im Auftrag handeln. Denn bekannte…

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