Dirk Schwarze
Kunstproduktion und Todesbewältigung
Die Ersten Drei Beiträge zur Künstler – Nekropole in Kassel
Ein alter Steinbruch im Habichtswald bei Kassel, der vom Wald zurückerobert wurde. Mitten in dem wild bewachsenen Gelände eine tiefe Senke: der Blaue See. Ein romantisches Ambiente, in dem sich die Zeit verliert.
Auf einer Anhöhe, hoch über dem See, ein Monument: grau und glatt das Basaltgestein, unmißverständlich die geteilte Form – ein Sarkophag. Der graue Steinsarg mit seinem Giebeldeckel wirkt, als stünde er schon ewig dort. So korrespondiert er über ein paar Kilometer Wald hinweg mit den Monumenten, die sich die Landgrafen in den Schloßpark von Kassel-Wilhelmshöhe stellen ließen. Antike Liebhaberei und romantische Sehnsucht ließen sie die Scheingräber erbauen.
Doch am Blauen See geht es nicht um das selbstvergessene Vergnügen, sondern um die ernsthafte und ehrliche Auseinandersetzung mit dem Tod. Den Sarkophag aus römischer Basaltlava hat Fritz Schwegler entworfen und von einem Steinmetz ausführen lassen, um nach seinem Tod darin bestattet zu werden. Schweglers Sarkophag ist der dritte, erst vor wenigen Wochen fertiggestellte Beitrag zu der von Harm Kramer angeregten Künstler- Nekropole (KUNSTFORUM, Bd. 100/1989,S.513).
Für Kramer gab es gleich mehrere Gründe, die Idee eines Künstler-Friedhofs zu verfolgen. Zum einen sieht er in der Kunstproduktion generell eine Form der Todesbewältigung. Andererseits bedauorter wie viele andere, daß der Tod (bis in die Kunst hinein) verdrängt werde. Außerdem reizt es ihn, den Scheingrabmälern in den fürsHichen Parks in der wieder in die Freiheit entlassenen Landschaft wirkliche Grabmonumente entgegenzusetzen und somit auch die Diskussion über den zeitgemäßen Umgang mit gestalteter Landschaft anzustoßen….