Karlheinz Schmid
Kunstmarkt, glasklar
Studium in Lüneburg
Der klassische Mäzen, so scheint es, hat seine Unschuld verloren. Gefördert wird heute fast nur noch, was auch gut fürs eigene Image ist. “Sponsoring” heißt der Trend, der viele Unternehmen eiskalt rechnen läßt: Wer etwas für die Kunst macht, hat also meist die Corporate Identity seiner Firma im Sinn. Dieses Gegengeschäft muß organisiert werden: Große Unternehmen richten deshalb eigene Kulturabteilungen ein.
Andererseits spielt das Art Consulting eine immer größere Rolle: Kunstvermittler ohne eigene Ausstellungsräume bieten den Firmen ihre Dienste an; sie bringen Kunst in die Büros, oft maßgeschneidert. Mitunter tragen sie ganze Sammlungen in Banken und Versicherungen, wie einige Galeristen irritiert beobachten. Schließlich ist Kunst nicht nur als Schmuck trister Wände interessant, sondern auch als Kapitalanlage, wie sich in diesem Jahrzehnt immer wieder zeigt.
Die Hochschule in Lüneburg (Wilschenbrucher Weg 84, 2120 Lüneburg) bietet nun einen Studiengang an, der auf diese veränderte Situation reagiert, der den Nachwuchs für diese neuen Berufe in der Kunst vorbereitet. Im Fachbereich “Angewandte Kulturwissenschaften” werden wirtschafts- und kulturwissenschaftliche Lehrangebote gemacht, darunter die Datenverarbeitung im schuleigenen Rechenzentrum oder ein dreitägiges Kompaktseminar auf der kommenden “Art Cologne”: Wo die Kunst zu Markte getragen wird. Die Studenten haben nach dem achtsemestrigen Studium, das mit der Magisterprüfung endet, die Möglichkeit, einen Doktorgrad zu erwerben. Außerdem hat diese wissenschaftliche Hochschule des Landes Niedersachsen das Habilitationsrecht.
Während in angelsächsischen Ländern schon seit längerer Zeit derartige Studiengänge im Bereich des Kulturmanagements angeboten werden, ist diese Ausbildung hierzulande noch einmalig. In Lüneburg haben die ersten Studenten ihr Grundstudium abgeschlossen und können…
