Künstlerbeiträge
Axel Kasseböhmer
Vom Gedächtnis
Ein Turm aus Eisenstangen, auf dessen Spitze ein geschlossener Holzkasten für Kamera und Kameramann angebracht ist, wird aufgestellt. Zwei Männer besteigen den Turm. Die Krähen, die beobachtet werden sollen, fliegen aus den Bäumen in der Nähe auf. Nach einiger Zeit verläßt einer der Männer den Turm, und erst jetzt kehren die Krähen auf ihre Nistbäume zurück.
Diese Leistung, eine Gefahr im Gedächtnis zu behalten, wenn sie nicht mehrwahrnehmbar ist (nur zum Zählen reicht es bei den Krähen offenbar nicht), gilt Verhaltensforschern als erstaunliche Leistung.
Wir könnten ähnliche Erlebnisse nach Jahrzehnten noch erinnern. Könnte es nicht sein, daß das, was den Menschen am deutlichsten von allen anderen Lebewesen unterscheidet, die Leistungsfähigkeit seines Gedächtnisses ist?
Müßten wir nicht eigentlich lebensunfähige Bündel aus Angst sein? Der Mensch hat sich einiges einfallen lassen, um das nicht zu werden. Ja, Menschen versuchen sogar, das Behaltene zu objektivieren und der Gemeinschaft verfügbar zu machen.
Auch die Kunst gehört in dieses Feld. Sie ist Teil unseres Gedächtnisses, und sie ist ?auch ? Versuch gegen die Angst. Zu was aber soll die Kunst taugen, die sich ihrer eigenen Geschichte verweigert?
1987 Axel Kasseböhmer
Vom Allgemeinen
Seit wann gibt es eigentlich Kunst, oder was sind die ältesten Kunstwerke, …