Thomas Wulffen
Kunstausstellungen unter freiem Himmel
Kunststück Farbe, 13.8.-29.9.1988 Konstruktion und Konzeption, 4.9.-30.10.1988
Es mag die Stadtlandschaft Berlin sein oder auch nur die vollen Ausstellungshallen der Kunstinstitutionen: Berlin hat dieses Jahr nie so viele Freiluftausstellungen gesehen. Angesichts der Auseinandersetzungen um den Skulpturenboulevard im letzten Jahr, der als Kunst im öffentlichen Raum schließlich zumindest auch Kunst unter freiem Himmel war, haben sich die Veranstalter der diversen Ereignisse wohl für die Devise entschieden: Augen zu und durch! Daß ihnen bei solch einem Vorgehen nicht Volkeszorn im Wege stand, lag vor allem an der Standortwahl und an der Auswahl der Kunstwerke. Wer am Strandbad Wannsee ausstellt und dort mehr oder minder große Steinskulpturen hinstellen läßt, braucht sich in diesem Falle um die Bürgerruhe keine Sorgen zu machen. Es spricht nicht für die Veranstalter, daß sie sich als so vergeßlich erweisen, denn eine andere Standortwahl und andere Kunstwerke verändern nicht die grundlegende Problematik der Kunst im öffentlichen Raum. Zwei gleichartige Bildhauersymposien, das zweite fand auf dem Brachgelände neben der Nationalgalerie statt, im Zentrum des Kulturforums, sprechen dafür, daß in Berlin gegenseitige Absprachen über Kulturprojekte nicht möglich sind. Die Wasserlinie, das schon erwähnte Skulpturenprojekt des Haus am Waldsee im Strandbad Wannsee, und das Internationale Bildhauersymposion, mit ostdeutscher Beteiligung (ein Künstler aus der DDR bringt es fertig, allen Kultur-verantwortlichen in der Stadt die Augen zu verkleben, wenn es mehr werden wie im unsäglichen ZEITVERGLEICH- 13 Maler aus der DDR im neuen Kunstquartier, dann scheinen alle von Blindheit geschlagen) bilden sozusagen die konservative Seite solcher Freiluftausstellungen. Avancierter ging es…