Kunst X Kuba
Zeitgenössische Positionen seit 1989
Ludwig Forum 08.09.2017 – 18.02.2018
von Renate Puvogel
Rund 30 Jahre nach Peter Ludwigs ersten Erwerbungen kubanischer Kunst bringt eine Ausstellung dieses hauseigene Sammlungsgut mit späteren Ankäufen und vor allem mit beispielhaften Werken der jungen Generation in einen spannenden Dialog. In der Inszenierung bleibt der weite, industrielle Charakter der zentralen Halle des Ludwig Forums durch schräg gestellte Wände bestens gewahrt. Dadurch fällt gleich im Eingangsbereich die Installation „Un olor …“ von einem der zahlreichen Künstlerkollektive von 2010/11 unmittelbar ins Auge. Für die Ausstellung und dem entsprechend auch für die politische und kulturelle Situation in Kuba dürfte sie symptomatisch sein: Ein Ensemble aus einem mit be- und unbenutzten Tellern beladenen Tisch und einem Stuhlgemisch legt Zeugnis ab von einer fröhlich-hintergründigen Aktion der Künstler im Zusammenhang mit „Havana Cultura“; dabei spielen die Sechs mit ihrem Budget eine illegale Lotterie, die ‚Bolita‘, um von dem möglichen Gewinn eine Fleisch-Mahlzeit zu kreieren und gemeinsam zu verzehren. Solidarität, gegenseitige Unterstützung und auch glückliche Umstände müssen immer wieder dabei helfen, ein prekäres Sozialsystem ein wenig auszugleichen.Wie die benachbarte Bodeninstallation „o.T., Bleiboote im Kreis“ des Kcho von 1994 gleichnishaft zeigt, war die Lage bereits in den 90er Jahren nicht weniger problematisch; musste doch nach dem Verlust Russlands als wichtigstem Handelspartner der politisch wie wirtschaftlich isolierte Inselstaat versuchen, seine tiefe Krise alleine zu meistern. Viele Kubaner flohen als Boatpeople nach Florida. Da kam der Vorstoß des Aachener Sammlerehepaares Peter und Irene Ludwig gerade recht: Als erste Europäer erwarben sie 1990 fast…