Kunst und Wirtschaft
Herausgegeben von Dieter Buchhart und Gerald Nestler
Nicht erst seit der Finanzkrise ist die Ökonomie in den Fokus gesellschaftlicher aber auch künstlerischer Betrachtungen, Analysen und Kritik gerückt. In vielfältigen Formen und quer durch alle Medien hindurch wird dem Thema Wirtschaft nun jedoch eine Aufmerksamkeit geschenkt, wie kaum je zuvor. Wer einwendet, dass Wirtschaftsfaktoren eben noch nie solchen Einfluss ausübten wie heute, sollte nicht vergessen, dass dieses im Spannungsfeld zwischen „Realwirtchaft“ und „Finanzwirtschaft“ oszillierende, komplexe Gefüge aus Praxis und Theorie nicht erst seit heute die Entwicklung der westlichen Welt und darüber hinaus prägt. Die Subjektwerdung des Menschen in der Moderne etwa, seine zwischen Unsicherheit, Risiko und neuen Chancen sich ausbalancierende (gesellschaftliche) Stellung wird insbesondere und vielfältig durch ökonomische Parameter, Regeln und Verfahren bestimmt beziehungsweise verhandelt. Es sind die Grundzüge der Moderne, die sich im Dreigestirn Wirtschaft, Kunst und Wissenschaft auf das Engste verbinden. Hinter den Facetten des Fortschritts, der Veränderung, der Bemächtigung von Welt und der Realisierung utopischer Potentiale stehend, treiben sie diese in stets unterschiedlichen Gewichtungen voran. Die Ideologien, die sich daraus entwickelt haben, sind ausgesprochen vielfältig und reichen von ganz auf das Individuum als Marktteilnehmer zugeschnittenen Regelungen (vgl. Margaret Thatchers Diktum „there is no such thing as society“, 1987, das auf Milton Friedmans Monetarismus Bezug nimmt) bis hin zu Auffassungen, die (Privat)Eigentum als Diebstahl an der Allgemeinheit verstehen (vgl. Pierre-Joseph Proudhon, 1840), von der „unsichtbaren Hand“ (Adam Smith, 1776) bis zur „schöpferischen Zerstörung“ (Joseph Schumpeter, 1942). Diese zum Teil ausschließenden, zum Teil überschneidenden Strömungen betreffen die Welt in…