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Magazin: Aktionen, Pläne & Projekte · S. 331
Magazin: Aktionen, Pläne & Projekte , 1985

Markus Brüderlin
Kunst und Stunkwasser

Eine Denk-mal-nach-Aktion in Graz

‘Kunst als Strategie gegen die Vergeßlichkeit von Politikern’, so versteht Fedo Ertl seine Verpackungsaktion am Grazer Hauptplatz. Am 26. Juni ummantelte er mit einem Team von Handwerkern die ‘Mur’, eine allegorische Flußdarstellung am dortigen Brunnen, über deren Mitte das Denkmal des ehemaligen Landesfürsten Erzherzog Johann prangt, mit einem Blechpanzer und gab auf einer Tafel am Sockel dieses wichtigsten Grazer Denkmals die Hintergründe und Absichten seiner künstlerischen Aktion bekannt: ‘MUR ist ein Denkmal auf Zeit, eine der Gegenwart und dem Zustand des Flusses entsprechende Allegorie. Als Mahn-Mal soll es die Verantwortlichen, solange die Erfüllung ihres 1985 beim ‘Mur-Gipfel’ gegebenen Versprechens aussteht, den Fluß bis zum Jahre 1990 wieder ‘grün’ zu machen, an dieses Versprechen erinnern. ‘

Ertl sieht vor, das Denkmal stückweise entsprechend der Maßnahmen, die die Verantwortlichen zur Verbesserung der Wasserqualität der Mur, einer der durch Industrieabwässer am stärksten in Mitleidenschaft gezogenen Flüsse Österreichs, unternehmen, wieder zu enthüllen. Dieser, unter den Bedingungen wahrscheinlich ‘ewigen Aktion’, wollten Politiker mit ‘Ostblockmethoden’ (Kriesche) aber ein schnelles Ende setzen. Durch heftigen Protest von Künstler- und auch Architektenseite, wie auch vom international renommierten Forum Stadtpark, das das Projekt im Rahmen der Ausstellung ‘Neue Dimensionen’ im kommenden Steirischen Herbst finanzierte, erwirkte einen vorläufigen Aufschub um 14 Tage. Hätte der Schöpfer dieser Murallegorie, Franz Pönninger, damals 1878 gewußt, was hundert Jahre später mit dem Fluß und seiner Plastik geschieht, so hätte er vielleicht die Dame Mur selbst schon mit zugehaltener Nase modelliert.


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