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Titel: Ressource Aufmerksamkeit · von Michael H. Goldhaber · S. 78 - 83
Titel: Ressource Aufmerksamkeit , 1999

MICHAEL H. GOLDHABER
Kunst und die Aufmerksamkeitsökonomie im wirklichen Raum und im Cyberspace

Was ist Kunst? Eine allgemein akzeptierte Definition lautet, dass Kunst all das ist, was die Angehörigen der “Kunstgemeinschaft” für Kunst halten. In dieser scheinbar zirkulären Definition steckt eine weitere, die tiefer liegt. Wenn etwas als Kunst gelten soll, dann muss man überhaupt erst einmal Aufmerksamkeit erlangen. Es muss betrachtet werden. Was aus etwas Kunst macht, ist tatsächlich genau seine Eigenschaft, große, oft sogar starke Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, wobei es mit diesem Zweck bereits hergestellt wurde. Schönheit oder moralische Lehren sind nicht nötig, wohl aber erfolgreiche Strategien für die Erzielung von Aufmerksamkeit.

Hinzufügen würde ich, dass man sich die auf ein Kunstwerk gezogene Aufmerksamkeit so vorstellen kann, dass sie “durch es hindurch” auf den Künstler selbst geht. Wir sehen das vor uns befindliche Werk oft als “einen Picasso”, “ein Richter” oder “ein Sherman” an und verbinden es mit dem ganzen Leben des Künstlers oder mit all dem, was wir von ihm wissen. Bei der Betrachtung des Werks stellen wir uns an den Platz des Künstlers und versuchen herauszubekommen, warum er dies oder jenes gemacht hat, wie es aus seiner Perspektive aussieht.

Wir können unsere Aufmerksamkeit darauf vornehmlich emotional oder rational richten, wir können sie vorwiegend auf die direkte Wahrnehmung des Werks oder auf die Reflektion richten, die nur in einem einzelnen oder als Bestandteil einer Diskussion wie beispielsweise jener stattfindet, aus der heraus Marcel Duchamps berühmter “Fountain” entstanden ist.

Unterscheidet sich Kunst von der Werbung? Ja, wenn wir unter Werbung…


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von Michael H. Goldhaber

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