Rainer Fuchs
Kunst – Sprache – Spiele
Dreiecksbeziehungen in der Kunst der 60er und 70er Jahre
Kunstpraxis und Spieltheorie
Das Verhältnis von Kunst und Spiel war in den 60er und 70er Jahren weitgehend eine Dreiecksbeziehung, mit der “Sprache” als unumgänglichen Dritten. Die Lingualisierung der Kunst, ihre Definition als Text-Kontext-Phänomen zeigte sich am offensichtlichsten in der konzeptuellen Kunst. Aber auch die performativen und interdisziplinären Kunstrichtungen, wie Happening, Performance und Fluxus brachten neue Produktions- und Wahrnehmungsweisen mit sich, die den Akzent auf das Interaktive und Kommunikative als handlungs- und sprachbezogene Komponenten legten. Die Kritik an der Wahrnehmung als passiv konsumierendem Sehen, das Ungenügen am Kunstwerk und an Kunstgattungen als unverrückbaren Größen, sowie das Misstrauen an der Einzigartigkeit und Originalität des Werks und am Autor als singulären Schöpfer führten zu neuen künstlerischen Gegenstrategien, die das Partizipatorische und Spielerische als korrelative Haltungen in den Vordergrund rückten.
Die Bezugnahme auf das Spiel schien in diesem Zusammenhang auch deshalb zielführend, weil es gerade aufgrund seiner zunächst peripheren Bedeutung im zeitgenössischen Kunstdiskurs eine subversive Rolle signalisieren konnte: “Die breite Anwendung von Spieltheorien auf eine Vielfalt menschlicher Bemühungen findet in einer Zeit statt, in der das Interesse an einer Auffassung von Kunst als Spiel nicht modern ist. Für die Schirmherren des Action Painting ist das Konzept Kunst als Spiel inakzeptabel, da sie den Malakt als eine hingebungsvolle Handlung sehen. Liebhaber der Netzhaut-Kunst sind aufgrund ihrer grundsätzlichen Bindung an die Wissenschaft desinteressiert an dieser Idee. Der Wirklichkeit verpflichtet, lehnen die Pop-art-Künstler die Beschäftigung mit theoretischen Problemen ab. Anhänger der Farbfeldmalerei sind allgemein gegen…