Kunst, Rock und Punk
Schallplatten von bildenden Künstlern
besprochen von Karl Lippegaus
Zwischen bildender Kunst und der populären Musik hat es seit dem Rock´n’Roll stets enge personale und ästhetische Verbindungen gegeben, eine neue Symbiose bildet sich zwischen den Künstlern der jungen Generation und der Punkmusik bzw. der New Wave. Der Musikkritiker Karl Lippegaus bespricht im folgenden einige Neuerscheinungen aus dieser Szene und empfiehlt gleichzeitig Platten von älteren Musikern, die schon lange im Grenzbereich von bildender Kunst und Pop-Musik arbeiten und ohne deren Pionierarbeiten die heutigen Entwicklungen kaum vorstellbar wären.
Rockmusik und Kunst haben seit langem ein recht zwiespältiges Verhältnis zueinander. Zwar besuchten viele von Englands führenden Popschreibern (Ray Davies, Pete Townshend, Bryan Ferry, um nur einige zu nennen) erstmal alle eine Kunstschule, aber man gibt allgemein nur ungern zu, daß Little Richards berühmtes A WopBopaLooBopALopBamBoom inzwischen ein bedeutender Beitrag zur Kunst des 20. Jahrhunderts geworden sein könnte. Einer der maßgeblichen Wortführer in der Rockmusik, der englische Discjockey John Peel, konstatierte enttäuscht: “Es gibt da immer ein paar junge Leute, die genial einfache und direkte, schnelle Popsongs machen. Und dann kommen da immer einige Besserwisser, die aus der ganzen Sache plötzlich Kunst machen.” Der Sänger und Songschreiber Joe Jackson meint: “Es besteht doch überhaupt kein Zweifel mehr daran, daß Rockmusik eine gültige Art von Kunst und Unterhaltung ist.” Dennoch reagieren Kulturredaktionen bei den Rundfunkanstalten noch immer allergisch auf Klänge von Malaria und Palais Schaumburg, auch wenn sie sich um Konzertberichte von Rolling Stones & Co. für ihre Feuilleton-Sendungen inzwischen reißen. Die englischen Kritiker mokierten sich…