CLAUDIA ROGGE
KUNST MUSS GRUNDSÄTZLICH KOMMUNIZIEREN
EIN GESPRÄCH MIT HELGA MEISTER
Die Düsseldorfer Künstlerin Claudia Rogge lenkt bis März 2004 ihren gläsernen 7,5-Tonner quer durch Europa. Sie chauffiert durch enge Gassen und über Autobahnen, und der Kunst-Kubus hinter ihrer Fahrer-Kabine zeigt 66 gegossene Kunststoff-Männer. Die nackten, gelblichen Herren der Schöpfung schaukeln kniend durch den Verkehr. Dabei wird das Thema “Masse und Mobilität” durchgespielt. Bleibt der Wagen mit den Polyurethanschaum-Figuren auf einem öffentlichen Platz wie dem Burgplatz in Düsseldorf oder dem Marienplatz in München stehen, so sieht der Fußgänger jede einzelne Figur. Je schneller sich der Wagen bewegt, desto unschärfer wird die Installation, die Objekte verschmelzen zum abstrakten Bild. Die 38-Jährige ist eine Meisterin der Kommunikation. Kunst gehört für sie unter das Volk. Und Kunst habe nur dann Sinn, wenn sie gesehen und diskutiert wird. Helga Meister führte ein Gespräch mit ihr.
Helga Meister: Seit Juni reisen Sie nun schon mit ihrem gläsernen Lastwagen und den 66 gegossenen Kunststofffiguren durch deutsche und europäische Städte, von Düsseldorf über Hamburg und München nach Zürich, Basel, Brüssel, Paris; Amsterdam und London bis nach Gent. Reisend und redend. Wie kommen Sie dazu, nicht das Produkt, sondern die Kommunikation in den Vordergrund zu stellen? Erzählen Sie etwas über Ihren Werdegang.
Claudia Rogge: Ich bin 1965 in Düsseldorf geboren und habe nach dem Abitur Kommunikationswissenschaften in Berlin und Essen studiert – um zu begreifen, dass dieses Studium nur dazu gedacht ist, zu verkaufen, PR und Werbung zu machen.
Wie kamen Sie aus diesem Dilemma heraus?
Ich las Bücher von Niklas Luhmann, etwa “Die…