Michael Stoeber
Kunst lügt nicht.
Ein Gespräch mit Jan Hoet
Der 1936 in Belgien geborene Jan Hoet studierte Archäologie und Kunstgeschichte. 1975 wurde er Direktor des Stedelijk Museum voor Actuele Kunst in Gent. In dieser Stadt zeigte er 1986 auch die Ausstellung “Chambres d´amis”, die ihn bekannt gemacht hat. 1992 wurde er zum Leiter der Kasseler documenta 9 berufen. Der sinnliche Charakter seiner Schau machte sie zu einem großen Publikumserfolg; manche Kritiker bemängelten allerdings fehlende inhaltliche Stringenz. Seit 2003 ist Jan Hoet Direktor des MARTa Herford und versucht, das Museum durch entsprechende Ausstellungen zu einem Zentrum für Kunst und Design zu machen.
Ich komme eben aus Bielefeld, wo ich mir die Louise Bourgeois Ausstellung angesehen habe, …
Ja, das ist eine tolle Ausstellung einer unglaublich guten Künstlerin. Die habe ich auch gesehen. Ich erinnere mich noch, wie Peter Weiermeir in Frankfurt 1989 zum ersten Mal Louise Bourgeois in Europa gezeigt hat. Das war eine Sensation. Als ich zum Leiter der documenta 9 berufen wurde, habe ich Louise Bourgeois in New York besucht, weil ich Werke von ihr zeigen wollte. Der Besuch hat mich sehr beeindruckt. Was für eine Vitalität, was für eine Wachheit. Fantastisch!
Ich erinnere mich noch an ihr Bett aus Blei in der Rotunde im Friedericianum. 1992 bei der documenta 9 war sie schon 81 Jahre alt, heute ist sie bereits 94. Und immer noch schafft sie neue und starke Werke. Wirklich erstaunlich. Aber am Erstaunlichsten ist für mich, dass sie dabei bis heute in ihrer Kunst immer noch bestimmte Kindheitstraumata abarbeitet.
Viele Kunstkritiker…