Helmut H. Haschek
Kunst, Kreativität und Wirtschaft
I. Kunst und Wirtschaft haben eines gemeinsam: der Mensch spielt in der Welt beider Begriffe eine entscheidende Rolle oder sollte das wenigstens. Das ist auch das Problem in der Beschäftigung mit diesen Begriffen. So viel der Mensch auch über seine Umwelt weiß und zunehmend wissen wird, so vergleichsweise wenig weiß er über sich selbst. Das kommt darin zum Ausdruck, daß es keine Kunstwissenschaft gibt, vielleicht nicht einmal geben kann. Die Wirtschaftswissenschaft gehört in den Bereich der Sozialwissenschaften, die ihre liebe Not haben, zusammenhängende Modelle zu entwerfen, nach denen sich gesellschaftliche Abläufe vollziehen. In den Wirtschaftswissenschaften hat man sich damit geholfen, den »homo oeconomicus« zu entwerfen, einen synthetischen Menschen, für dessen Verhalten man bestimmte Regeln aufgestellt hat. Auf dieser Grundlage lassen sich trefflich in sich stimmende Modelle bauen, die lediglich den Nachteil haben, daß sie nicht der Realität entsprechen; eine Tendenz, die durch die Entwicklung des Computers noch verstärkt wurde, so daß man sich als Bauer oeconometrischer Modelle als Wirtschaftswissenschaftler, und nicht als höherer software-Ingenieur, habilitieren kann.
Daß aber der Mensch im Zentrum der Begriffswelt und Erscheinungsform von Kunst und Wirtschaft steht, sollte von der Logik her dazu führen, daß es auch enge Verknüpfungen gibt, die den einen oder anderen Erklärungswert besitzen.
In den Wirtschaftswissenschaften hat sich ein Betrachtungsfeld unter dem Begriff der Kunstökonomie entwickelt. Clemens-August Andreae, der formuliergewaltige Finanzwissenschaftler der Universität Innsbruck zählt in Österreich zu jenen Ökonomen, die der Kunstbetrachtung unter dem wirtschaftswissenschaftlichen Aspekt große Aufmerksamkeit geschenkt haben. Ihm wurde die Ehre zuteil, den großen…