Kunst, Katastrophe und Phantasma
Drei Gespräche.
Sechs Jahre nach dem 11. September 2001 ist nicht nur eine junge New Yorker Künstlergeneration in Erscheinung getreten, die die politischen Realitäten in den USA in ihrer Arbeit abbildet. Ebenso suchen auch viele Künstler einer älteren Generation in New York nach Positionen zum Politischen. Anstatt die oft im Zusammenhang mit dem 11. September 2001 gestellte Frage zu erörtern, ob die Kunst darauf überhaupt Antworten finden soll oder kann, an dieser Stelle eine genaue Betrachtung dreier möglicher Positionen. Eine Beschäftigung mit drei der vielen möglichen Haltungen, die die politischen Zeitläufe der USA hervorgebracht haben: im Falle der Künstler Jenny Holzer und Cai Guo-Qiang im Hinblick auf die Frage, wie die Ereignisse seit 9-11 in eine über lange Dekaden entwickelte künstlerische Praxis einfließen; im Falle des Historikers Max Page mit Augenmerk darauf, welche Schlüsse sich aus kulturanthropologischer Sicht über die Zeit seit dem 11. 9. 2001 ziehen lassen.
Im Falle Jenny Holzers zeigt sich der konkrete Wunsch, eine Antwort auf 9-11 geben zu wollen, die die Künstlerin vor allem als Bekenntnis zu New York City liest. Im Falle des Chinesen Cai Guo-Qiang stellen wir einen Künstler vor, dessen Werk sich durch einen nomadisierenden Blick auf Kulturräume wie China, Japan oder die USA auszeichnet. Seine Arbeit beleuchtet einen ganzen Komplex von Fragen kultureller Zuschreibung – etwa zum Begriff des Denkmals, der Identität und der Erinnerung. Die dritte Position befaßt sich mit der vergangenen und gegenwärtigen Bildproduktion zum Thema des Katastrophischen und den Mechanismen der kollektiven Wahrnehmung. Die These des…