Dirk Schwarze
Kunst Katalog Kunst
Kunstverein, 11.6.-20.9.1987
Die Zeiten der Bescheidenheit sind passé. Mit einem Heft, das die ausgestellten Werke auflistet, eine kleine Einführung bereithält und dann – als Höhepunkt – ein paar Abbildungen serviert, wagt heute kein professioneller Ausstellungsmacher mehr aufzuwarten. Eine Ausstellung, so scheint es heute gelegentlich, zu der kein buchähnlicher Katalog mit einem stolzen Farbteil erschienen ist, hat so gut wie nicht stattgefunden. Und je höher der Anspruch der Veranstalter, desto dickleibiger fällt das Werk aus. Bei den Großausstellungen kann kaum noch die Qualität geprüft werden, da muß man nach Kilogramm messen. Der Vorteil dieser Entwicklung ist immerhin, daß die in der Katalogfinanzierung steckenden Subventionen zu billigen Kunstbüchern verhelfen.
Das ist die eine Seite. Die andere betrifft den Ehrgeiz der Künstler, mit dem Katalog auch etwas von der Eigenart und Qualität ihrer Arbeit an das Publikum weiterzugeben: Zur Grafik-Ausstellung wird auf hochwertigen Papieren gedruckt oder Michelangelo Pistolettos Spiegelbilder werden auf Spiegelfolie dokumentiert. Hier geht es nicht mehr um kunsthistorische, neutralisierte Information, sondern hier wird der Katalog zu einem Teil der künstlerischen Botschaft, zum Kunstobjekt.
Noch stärker gilt dies für die Kataloge, die die Aktionskunst – von Neo-Dada über Fluxus bis hin zur Performance – hervorgebracht hat. Indem die Aktionskunst sich über die Grenzen des überlieferten Schaffens hinwegsetzte, suchte sie auch nach neuen Formen der Vermittlung und Dokumentation. Das erläuternde, beschreibende Buch hatte auf diesem Feld schnell ausgedient. Statt dessen triumphierten die Wundertüte, die Sammelbox und der Koffer, in der Fotos, Tonbandcassetten, Künstlertexte oder kleine, auf die Aktion bezogene Gegenstände Platz fanden….