Matthew Barney
Kunst ist ein sehr spirituelles Streben
Ein Gespräch von Oliver Zybok anlässlich der Verleihung des Kaiserringes der Stadt Goslar
Seit Beginn seiner künstlerischen Tätigkeit erkundet Matthew Barney in einer Multimedia-Kunst mit Spielfilmen, Videoinstallationen, Skulpturen, Fotografien und Zeichnungen die Transzendenz körperlicher Begrenzungen. Sein fünfteiliger, nicht in chronologischer Reihenfolge entwickelter monumentaler Cremaster-Zyklus entstand zwischen 1994 und 2002. Bereits in diesen Filmen versucht er zwischen rationalem und absurdem Denken zu vermitteln. Seit 1987 entwickelt er die, bisher aus 12 Teilen bestehende Serie Drawing Restraint (Zeichnungen unter Einschränkung), in der das Prinzip von Spannung und Gegenspannung verdeutlicht wird. Barney hat mit seinem bisherigen Ouvre einen labyrinthischen Privatkosmos geschaffen, in dem mögliche Schöpfungsprozesse des Menschen mit Motiven und Symbolen aus der Mythologie, der Geschichte, der Naturwissenschaften und Architektur zu einem von Ambivalenzen geprägten Konglomerat verschmelzen. Matthew Barney hat als 32. Künstler den Kaiserring der Stadt Goslar erhalten.
O. Z.: Was halten Sie von der beschaulichen Stadt Goslar mit Ihrem mittelalterlichen Flair? Hat das Ambiente der Stadt oder vielleicht sogar die Historie des Ausstellungsortes einen Einfluss auf die Konzeption ihrer Ausstellung im Mönchehaus Museum für Moderne Kunst besessen? Die Mitglieder des ehemaligen Mönchehaus waren berühmt für ihre Heilkunst und standen in dem Ruf, Frauen, die keine Kinder bekommen konnten, zu dem ersehnten Nachwuchs zu verhelfen. 1499 kam heraus, dass man hier offenbar eine sehr naturalistische Befruchtungsaktion betrieben hatte. Es gab einen Aufruhr in der Stadt, der urkundlich belegt ist. Das Haus wurde zerstört und die Mönche vertrieben.
M. B.: Was ich bei meinem ersten Besuch hier faszinierend fand,…