Nouriel Roubini
Kunst ist ein eher eindimensionales Unternehmertum.
Ein Gespräch von Dieter Buchhart, Mathias Kessler und Gerald Nestler
Nouriel Roubini gilt als einer der weltweit einflussreichsten Ökonomen unserer Zeit, nicht nur weil er bereits Jahre vor der Finanzkrise ihre Ursachen benannte und vor ihr warnte, sondern auch, weil er seine kritische Sicht zur Situation der Finanzmärkte weiterhin konsequent kommuniziert. Sein RGE-Monitor-Blog (www.rgemonitor.com) wurde vom Economist und anderen bedeutenden Wirtschaftsmedien als „No. 1 economic website“ eingestuft. Er war Mitglied des White House Council of Economic Advisors und Berater des US-amerikanischen Finanzministeriums. Er ist Professor an der Stern School of Business der New York University und berät eine Vielzahl internationaler Organisationen.
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In einer Diskussion sagte ein Spieltheoretiker, dass Wirtschaft, im Gegensatz zu Kunst, in allem enthalten wäre. Teilen Sie diese globale Sichtweise, die der (Finanz-)Wirtschaft Priorität im Sinne ihrer gesellschaftlichen Performance einräumt? Welche Rolle spielt für Sie als Ökonom die Kunst für Gesellschaft und Individuum?
Kunst ist wichtig und spielt eine große Rolle. Aber ich würde argumentieren, dass Ökonomie eine größere Rolle spielt.
In einer globalen Welt nehmen Beziehungen, die durch Wettbewerb gekennzeichnet sind, eine immer zentralere Rolle ein, ja sie scheinen allgegenwärtig zu werden. Welche Bedeutung hat die Kunst in den Machtspielen nationaler beziehungsweise unternehmerischer Durchdringung von Märkten und Einflusssphären?
Es gibt das Gerücht, dass der CIA den abstrakten Expressionismus im Spiel um die Macht über Märkte und politische Einflussnahme in den 60er Jahren förderte, als Bestandteil der kulturellen Amerikanisierung der gesamten Welt. Ich glaube nicht, dass irgendein Geheimdienst Kunsttrends beeinflussen kann, genauso wenig wie politische…