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Dossier: Kommunen, Künstler und Banausen · von Gerd Winkler · S. 147 - 154
Dossier: Kommunen, Künstler und Banausen , 1973

2. Folge
Gerd Winkler
KUNST IN KÖLN

Aus Köln ist zu berichten, daß die Düsseldorfer Kunstmesse noch größer sein wird als im letzten Jahr.
Ingo Kümmel

Also damals – 1968 – befand sich der Kölner Künstler Wolf Vostell noch in Superform. Er stand im Parkhaus unter der Kölner Kunsthalle in einer Milchpfütze und putzte Türklinken, die er an hüfthoch verlaufende Eisenstangen geschweißt hatte. Zwischendurch zog er sich und; Besuchern mit drahtlosen Empfängern bestückte Regenhäute an. Gesenkten Hauptes schritten die Vermummten über Eisenbahnschwellen, um die in den Schienen steckenden Geräusche aufzuspüren. Eine Etage darüber spürten andere anderem nach. Ein Behördenherr im dunklen Anzug klatschte in die Hände. Es wurde still. Der Kölner OB versuchte sich, nachdem er die Römer erwähnt hatte, im Stabreimen: Kenner, rief er, kauft Kunst im Kölner Kunstmarkt!

Also damals – 1970 – fingen Vostell, Beuys, Staeck und Rywelski an, den Kölner Kunstmarkt, der es inzwischen auf einen Umsatz von 5 Millionen Mark gebracht hatte, zu demokratisieren. Während der Pressekonferenz klopften die vier engagierten Herren mit 10-Pfennig-Stücken an die gläserne Kölner Kunsthallentür. Drinnen, in der Koje bei Rene Block, war ein Bild in Verwischungstechnik (bitte, nicht gleich an Rauschenberg denken!) zu besichtigen. Es kostete 45 000 Mark und stammte von Vostell. Ein paar Schritte daneben war ein Beuys-Objekt für 100 000 Mark zu haben. Kölns findiger Kulturdezernent Hackenberg half denen, die sich durch das Monopol des ‘Vereins der progressiven Kunsthändler’ unterdrückt fühlten, mit dem, was in derartigen Fällen meistens hilft: er griff in die kommunale Kulturkasse. Mit den 60 000 Mark…



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