Peter Herbstreuth
Kunst in funktionalen Räumen
Provinzial-Versicherung in Düsseldorf
EIN PAKT MIT DEM UNGEWISSEN. Die Schwierigkeiten, in Fluren und Hallen eines funktionalen Gebäudes auszustellen, sind enorm, vor allem dann, wenn Kunstwerke gezeigt werden, die fast alle für quasi-neutrale Räume geschaffen wurden. Wo Kunst auf ein Publikum trifft, dessen Neugier und Interesse nicht den Werken, sondern dem nächsten Termin und der unerledigten Aufgabe gelten, treffen Ansprüche von Künstlern und Kuratoren auf Duldung, Gleichgültigkeit oder Konfrontation. Denn Kunstwerke bilden in Bürohäusern nur eine beiläufige Kulisse für alltägliche Verrichtungen. Wenn sich Künstler und Kuratoren dieser Voraussetzungen bewußt sind, können sie zu Lösungen gelangen, die außerhalb von Galerien- und Museenräumen der besonderen Qualität der Kunst gerecht werden, im Bestfall etwas schaffen, was unwiederholbar paßt.
Hinzu kommt, daß Kunst in funktionalen Räumen als Motivation für Mitarbeiter und Gäste eingesetzt wird und gleichzeitig repräsentative Funktionen hat. Die ausgewählten Werke sollen eine belebende Atmosphäre schaffen. Man möchte gleichsam intelligente Wände haben, die sich nicht in den Vordergrund spielen und doch anregend wirken. Gleichzeitig kann ein Unternehmen durch die Präsentation zeitgenössischer Kunst den Anschein von Teilhabe an frei sich bildenden Entwicklungen dokumentieren. Es schließt einen Pakt mit dem Ungewissen und zeigt Risiko- und Innovationsbereitschaft.
KUNST IN ARCHITEKTUR. Die Verbindung von Funktionalität und Unwägbarkeit bringt Künstler und Vermittler in eine prekäre Lage. Der Ausbruch aus Museen und Galerien in halböffentliche Räume erschließt ihnen zwar ein neues Publikum, erfordert aber eine andere Einstellung dessen, was künstlerische Tätigkeit in solcher Umgebung kann und nicht kann. Denn sie muß als Teil der Architektur und des Interieurs…