Kunst in Deutschland ist stark von Internationalität geprägt
Christian Huther sprach mit Susanne Gaensheimer, der Kuratorin des deutschen Beitrags auf der diesjährigen Biennale in Venedig
Seit 1895 gibt es die alle zwei Jahre stattfindende, internationale Kunst-Biennale in Venedig, die älteste und größte ihrer Art. Neben Länderpräsentationen ist auch eine Themenschau zu sehen. Schon seit geraumer Zeit wird über die als antiquiert empfundenen Länderpavillons debattiert. Doch abschaffen will sie wohl niemand, denn sie sind ein Alleinstellungsmerkmal unter den zahlreichen Kunstbiennalen weltweit. Das wird auch wieder bei der 55. Ausgabe so sein, die in diesem Jahr vom 1. Juni bis 24. November läuft. Der deutsche Beitrag wird von Susanne Gaensheimer betreut, wie bereits 2011. Damals sollte der Regisseur und Performer Christoph Schlingensief den Pavillon gestalten. Er verstarb jedoch, bevor er sein Werk vollenden konnte. Dies taten Gaensheimer und seine Witwe Aino Laberenz für ihn. Und diese Installation erhielt den „Goldenen Löwen“, die höchste Auszeichnung der Biennale.
Doch nun hat Gaensheimer (45), seit 2009 Direktorin des Museums für Moderne Kunst (MMK) in Frankfurt am Main, vier internationale Künstler eingeladen: Den populären Allrounder und Regimekritiker Ai Weiwei aus China, den südafrikanischen Fotografen Santu Mokofeng, die indische Fotografin Dayanita Singh und den in Wiesbaden geborenen, aber mit einem französischen Pass ausgestatteten Filmemacher Romuald Karmakar. Das Quartett wird aber nicht den deutschen, sondern den benachbarten französischen Pavillon bespielen – die Länder haben die Häuser getauscht. Wie es dazu kam, erläutert Gaensheimer gleich eingangs und verteidigt später ihre in der Fachwelt sehr unterschiedlich aufgenommene Künstlerauswahl. Zuletzt kommt die gebürtige Münchnerin…