Jens Rönnau
Kunst im Weltmaßstab
»10 künstlerische, global orientierte Positionen«
Kunsthalle zu Kiel, 3.10. – 28.11.1993
Zum “Global Village” könnte die Erdkugel geraten, frohlockt der neue Chef der Kieler Kunsthalle, Hans-Werner Schmidt, der mit “Kunst im Weltmaßstab” sein (vom Titel her teilweise mißverstandenes) erstes umfangreicheres Ausstellungsprojekt seit seinem Amtsantritt im Sommer 1992 vorstellt. Er begreift die Schau als einen Diskussionsansatz, als Fortschreibung von Ausstellungsprojekten wie “Weltbilder. 7 Hinweise.” (Wien 1986), “Für eine Zukunft mit Zukunft” (Lausanne 1991) und “Fontanelle” (Potsdam 1993). Für jene Ausstellungen war das gesellschaftliche Engagement von Gegenwartskunst programmatische Basis. Er habe, so Schmidt, die Künstler eingeladen mit dem Anspruch, “Sichten auf den Globus zu vermitteln”. Auch sein Aufhänger war eine Jubiläumsausstellung: das 150. Gründungsjahr des Schleswig-Holsteinischen Kunstvereins von 1843. Damals führte das Nationalstreben zum ersten gesamtdeutschen Verbund der Kunstvereine. Die noch nicht bestehende Nation sollte durch entsprechende Auftragsgemälde und Wanderausstellungen zusammenwachsen. Eine einfache Rückblicksschau erschien dem Neukieler zu dünn. Er wollte “den nationalen Gedanken nicht erneut monolithisch abfeiern”, denn heute sei die “Internation” gefragt, als deren Vorreiter die Künstler zu sehen seien, die mit ihrer Lebenshaltung und Arbeit auf globales Denken eingehen. Zehn Künstler beteiligen sich an diesem Kieler Projekt. Als einzige Frau ist die in Frankreich lebende Gloria Friedmann vertreten mit ihrem “Urahnen der Zukunft”, einer 2,10 Meter messenden Erdkugel, und den “Stellvertretern”: je einem Haufen aus Knochen und Steinen – dazwischen ein laufender Monitor. Er zeigt einen Rock ‘n Roll der 50er Jahre – ein Tanz um das System, Sinnbild für das Leben im Universum, “in dem…