Kunst im Parlament
Jutta Schenk-Sorge sprach mit Bundestagspräsidentin Prof. Dr. Rita Süssmuth, Vorsitzende des Kunstbeirates, über die Ausstattung der neuen Berliner Parlamentsbauten
J.S-S.: Parlamentarier befassen sich mit vielem, jedoch selten mit Kunst. Wie ist Ihr persönliches Verhältnis zur zeitgenössischen Kunst? Sie haben sich ja für Christos Reichstagsverhüllung eingesetzt, obwohl Ihre Partei dem Projekt eher negativ gegenüberstand.
R.S.: Für mich ist die moderne Kunst eine Quelle der Inspiration. Ich gehe zu Ausstellungen und führe Gespräche mit Künstlern, soeben zum Beispiel mit Herrn Gerz und den Künstlern für die Parlamentsbauten wie Jenny Holzer oder Uecker und anderen. Sie bringen eigene Wahrnehmungen und Deutungen ein. Kunst hat zu allen Zeiten Wirklichkeit gedeutet. Ich habe viel gelernt durch den Streit um Joseph Beuys.
Sie meinen die vor zwei Jahren von Bild am Sonntag geführte Kampagne gegen den Ankauf von”Tisch mit Aggregat” für den Bundestag?
Ja. Ich habe nie soviel gelesen zu Beuys wie anläßlich dieser verächtlichen Kritik, weil ich mich wirklich mit Argumenten ausgestattet habe. Es hat mich für uns als Parlamentarier auch so verletzt. Ich dachte, das wird der Person von Beuys, das wird seiner Kunst nicht gerecht. Es gilt ihn zu verteidigen, das ist Demokratie.
Nun stehen dreißig Millionen Mark zur Verfügung, um den Reichstag und weitere Parlamentsbauten in Berlin mit Kunst auszustatten. Folgt man einfach der Vorschrift für Kunst am Bau und verschönert das künftige Parlament mit einigen Bildern und Skulpturen? Welche Erwartungen setzt denn der Auftraggeber “Deutsches Parlament” in die Kunst an diesem Ort?
Zunächst: Die jüngst modifizierte Richtlinie zur Kunst am Bau stellt es dem…