Kunst im öffentlichen Raum der Mediengesellschaft
Das Wiener »museum in progress«
Das größte Exponat des Museums mißt 54 x 10 Meter. Obwohl es an die Fassade der Kunsthalle Wien geheftet ist, fällt Walter Obholzers Großbild in Blow Up-Manier namens “20 Fleck” unter die Ägide eines anderen Ausstellungsinstitutes, des “museum in progress”, das sich einer Existenz in der Zweidimensionalität verschrieben hat, gleichsam als Applikation an die angestammten Institutionen. Der Raum, den dieses Museum besetzt, ist der öffentliche der Mediengesellschaft. In Tageszeitungen und Hochglanzmagazinen, an Plakat- und Häuserwänden nimmt es den Begriff der Public Relations wörtlich; wo herkömmlicherweise Reklamen prangen, setzt es auf die Informationswirkung von Bildern, die Kunst sind.
Das “museum in progress” arbeitet nicht gegeninstitutionell. Es hat in Josef Ortner, seinem Gründer, eine Art Direktor, es hat an der Wiener Fischerstiege ein Koordinationsbüro, und es engagiert Kuratoren, die mit diversen Künstlern Projekte erstellen. Seit 1991 haben Helmut Draxler oder Hans-Ulrich Obrist, Robert Fleck oder Stella Rollig für dieses Software-Unternehmen gearbeitet. Draxlers 1991/92 realisierte Folge “Die Botschaft als Medium” versammelte für jeweils eine Doppelseite in einer Tagszeitung und einem Wirtschaftsmagazin zum Beispiel Arbeiten von Clegg & Guttmann, Christian Philipp Müller oder Heimo Zobernig. Was dem “museum in progress” fehlt, sind fixe Räume, die es bespielt. Ad hoc werden dafür neue Orte gewonnen. Der Publikations-Raum ersetzt den Galerie-Raum.
Die Idee stammt aus den sechziger Jahren. Dan Graham war einer der ersten, der, noch in seiner frühen Tätigkeit als Galerist, erkannte, wie wichtig es ist, neben dem aktuellen Ausstellungs- ein zusätzliches Publikationsforum zu haben, um Neues als…