Michael Hübl
Kunst im Netzwerk
Eine Ausstellung in der Kunsthalle Hamburg als Denkmodell
Computer summen zwischen den klassizistischen Säulen, die hanseatische Kunstfreunde exakt nach Schinkelschem Vorbild im vergangenen Jahrhundert hatten bauen lassen. Bunte digitalisierte Bilder Wildwechseln über die Monitore, während ringsum pompejanisch rote Würde strahlt – immerhin hat man sich beim Bau der Halle färb- und maßgenau an das gehalten, was die Berliner boten. Fuß um Fuß, Zoll um Zoll entspricht der Säulensaal in der Hamburger Kunsthalle dem Original im Neuen Museum Berlin. Selbst der Fries fehlt nicht – auch er eine Kopie wie der Rest, diesmal allerdings nach echt antiker Vorlage, dem Parthenon-Fries des BM in London. Das helle Band hellenischer Mythologie liefe in seiner ursprünglichen Länge freilich mehr als einmal an der Schinkel-Decke entlang, hätte man den »Film« der Vorfahren nicht nach Cutter-Art einfach da, wo es notwendig schien, beschnitten. So läuft oben die zerhackstückte Sagenwelt des klassischen Altertums, während unten potentielle Hacker an IBM-Geräten sitzen und sich mit dem ABC der Kunst beschäftigen. Im Dreischritt: A – wie Ausstellung besuchen, Augen auf; B – wie Begriffe finden, Bleistift benutzen; C – wie Code eingeben, Computer füttern.
Das ABC der Kunst- und Computer-Freaks steht auf jeder Doppelseite eines flotten Handbuchs, das Besucher der Hamburger Kunsthalle derzeit kostengünstig erwerben können – Bleistift inklusive. Das Medium der Alten Meister und der Architekten darf benutzt werden, um Ideen und Assoziationen zu vermerken, die einem vor den Bildern einer Ausstellung so einfallen. Das Handbuch sieht für den Fall der Einfälle auch jeweils eine freie Spalte…