Manfred Smuda
Kunst im Kopf
Becketts spätere Prosa und das Imaginäre
»Reduzieren, reduzieren, reduzieren war mein Gedanke; – aber zugleich richtete sich meine Intention eher nach innen als auf Äußeres … ich wollte weg vom physischen Aspekt der Malerei… ich war an Ideen interessiert – nicht nur an visuellen Produkten. Ich wollte die Malerei wieder in den Dienst des Bewußtseins stellen.«1 Diese rückblickenden Bemerkungen von Marcel Duchamp sind im Zusammenhang mit der Loslösung der modernen Kunst von der mimetischen Darstellungstradition des 19. Jahrhunderts, zugleich aber auch von der Tradition der Moderne, wie sie sich im Kubismus und Futurismus zu etablieren begann, zu sehen. Duchamp hat diesen Weg der Loslösung in einer intensiven Schaffensphase seiner früheren Werke selbst rekapituliert und abgeschritten. Die Auseinandersetzung mit den Darstellungsproblemen des Impressionismus, Kubismus und Futurismus in dieser Produktionsphase führt ihn zu der Einsicht, daß beide Traditionen, sowohl die des 19. Jahrhunderts wie die der Moderne, in der Malerei den physischen, den rein visuellen, ‘retinalen’ Aspekt betonen. Aus dieser Einsicht erwächst die Forderung nach Reproduktion, nach konzeptueller Malerei, nach zerebraler Kunst: »Die Malerei soll nicht ausschließlich visuell oder retinal sein. Sie soll auch die graue Materie, unser Verlangen zu verstehen, interessieren.«2 Für die moderne Kunst sind die von Duchamp formulierten Einsichten und Forderungen folgenreich geworden, weil sie immer wieder als Anregung auf die Kunstproduktion gewirkt haben und diese Wirkung sich bis heute noch nicht erschöpft zu haben scheint. Aufgegriffen und neu formuliert wurden die Anregungen Duchamps in der Kunst der sechziger Jahre. In der Minimal Art und Conceptual…