Kunst gegen Kohle, Kohle gegen Kunst
Ferdinand Ullrich, Direktor der Kunsthalle Recklinghausen, im Gespräch mit Peter Funken
P. F.: Die Ruhrfestspiele werden in diesem Jahr zum 45. Mal ausgerichtet. Parallel dazu fanden auch immer Kunstausstellungen statt, wie zum Beispiel in diesem Jahr die Ausstellung “Europäische Werkstatt Ruhrgebiet”. Können Sie kurz Kontinuitäten und Brüche nachzeichnen, die das Festival und die Kunstveranstaltungen erlebt haben?
F. U.: Die Ruhrfestspiele Recklinghausen finden zum 45. Mal statt, die Ausstellung zu den Festspielen aber erst zum 41. Mal und war also nicht von Anbeginn dabei. Die Gründung der Ruhrfestspiele hatte ja mit einem besonderen Austausch zu tun: Kunst gegen Kohle, Kohle gegen Kunst! Nach dem Krieg kamen Hamburger Theaterleute ins Ruhrgebiet, um Kohle für ihr Theater zu holen, und im darauffolgenden Jahr kamen die Schauspieler aus Dankbarkeit wieder und spielten für die Kumpels Theater. 1950 hatten Franz Große Perdekamp – damals Leiter des Vestischen Museums Recklinghausen – und der Maler Thomas Grochowiak – die Idee, daß man zu diesen Festspielen auch eine Kunstausstellung hinzufügen sollte. Zu diesem Zweck ist dann die Kunsthalle Recklinghausen entstanden – ursprünglich ein Hochbunker, der für die erste Ausstellung umgebaut wurde, die den Titel trug “Deutsche und französische Kunst – eine Begegnung”. Schon damals spielte der europäische Gedanke eine große Rolle, und dieser Tradition fühle ich mich verpflichtet. Allerdings hat sich die Form der Ausstellungen seit damals sehr gewandelt. Thomas Grochowiak stellte seine Ausstellungen immer unter ein Thema und füllte dieses Thema dann mit Kunst. Diese Ausstellungsform ist in den 50er Jahren sehr beachtet,…