Jürgen Raap
Kunst, Europa
Der diesjährige Sommer bietet die Gelegenheit, “bei einer Reise durch Deutschland die Kunst 19 europäischer Länder kennenzulernen”. Rund 400 Künstler, zwischen Island und den Mittelmeerinseln beheimatet, stellen in 63 deutschen Kunstvereinen aus. Damit sind am Projekt “Kunst, Europa” allerdings nur etwas mehr als ein Drittel jener Kunstvereine vertreten, die sich 1980 zur “Arbeitsgemeinschaft deutscher Kunstvereine” zusammengeschlossen haben. Heutiger Stand: 165 Vereine, insgesamt 75 000 Mitglieder. Der AG-Vorsitzende Andreas Vowinckel (Badischer Kunstverein Karlsruhe): “Die Struktur der Arbeitsgemeinschaft setzt sich aus sehr unterschiedlichen Kunstvereinen zusammen. Ein solches Projekt mit beträchtlichem Anspruch kann aber nur von Kunstvereinen mit einer gewissen Größenordnung realisiert werden.” Solche, die als Ein-Personen-Betrieb unter ehrenamtlicher Leitung fungieren, blieben daher außen vor. An “Kunst, Europa” teilnehmen zu können, hieß auch, vorab einen Mindestobulus von 5000 DM zu überweisen.
Die Kunstlandschaft der alten Bundesländer (das Projekt wurde schon einige Zeit vor der Maueröffnung und der Vereinigung skizziert, die Ex-DDR ist aber heute nicht mit eigenständigen Beiträgen dabei, soll jedoch später gesondert präsentiert werden) teilte man in 15 Regionen ein: So wird Großbritannien in der Region Baden vorgestellt, Griechenland und Spanien in Berlin, Italien in Hessen usw. Auswahl der Teilnehmer und konkrete Realisierung der Ausstellungen obliegen den einzelnen Kunstvereinen in eigener Verantwortung vor Ort. Was an Zuschüssen aus Gemeinde- und Landesmitteln erwartet werden durfte, spiegelt sicherlich auch das Strukturgefälle zwischen prosperierenden und nachhinkenden Regionen wider, ebenso, was den Beitrag der ausländischen Kulturministerien oder Stiftungen wie “Pro Helvetia” (für die Schweizer Gäste) anbelangt: Da mußten die ehemaligen Ostblockländer passen, während die…