Noemi Smolik
Kunst aus Israel
Städtische Kunsthalle, 25.1. – 17.3.1991
Kunst aus Israel ausstellen zu wollen, ist ein gewagtes Unternehmen, gewagt – abgesehen zuerst von den aktuellen politischen Entwicklungen -, weil israelische Kunst vor dem Hintergrund verschiedener kultureller Traditionen entsteht. Daher gerät jeder in Schwierigkeiten, der sie unter einem einheitlichen nationalen Aspekt ausstellen will. Israel ist ein junger Staat, der auf der einen Seite keine einheitliche kulturelle Geschichte aufzuweisen hat, auf der anderen Seite jedoch auf eine über bereits Jahrtausende dauernde Tradition blicken kann, auf eine Kultur, die vor allem durch die jüdische Religion geprägt ist. Doch auch dies trifft nur auf einen Teil der Bevölkerung zu, denn in Israel lebt nicht nur die jüdische, sondern auch die arabische Bevölkerung. Das bedeutet jedoch, daß hier zwei Kulturen aufeinanderprallen, und nicht nur das. Durch die Zuwanderer ist Israel eigentlich ein Schmelztiegel noch weiterer Kulturen; der osteuropäischen, der westeuropäischen, der amerikanischen und der Kultur des Mittleren Ostens.
Daher ist die Suche nach einer kulturellen Identität das erste Anliegen der in diesem Land lebenden Künstler. Das zeigen auch deutlich die Arbeiten in der Düsseldorfer Ausstellung. Assim Abo-Shakra, der einzige Künstler arabischer Herkunft in dieser Ausstellung, macht die Suche nach der eigenen Identität geradezu zum Thema seiner ergreifenden Malerei. Sein Motiv sind Kakteen, die er in Blumentöpfen darstellt. Das heißt, daß er sie aus ihrem natürlichen Lebensraum entfernt, um sie in eine scheinbar zivilisierte Umgebung zu versetzen. Schon das ist eine Parallele zu den Erfahrungen vieler arabischer Bewohner dieses Landes. Dazu kommt noch, daß der Kaktus anfangs…