Kunst aus/durch Lacan
Phantasma und Phantome
Das offene Kulturhaus Linz hat jüngst eine Ausstellung und eine Publikation ermöglicht, in denen Jacques Lacan zum Schirmherrn einer theoretischen Befragung und künstlerischen Visionierung der Phantome und Phantasmen des Unbewußten wie des Bewußtseins im ganzen erwählt worden ist. Das Unheimliche erscheint nicht mehr als Symptom oder Spur, sondern wirkt unauflöslich im Inneren der Repräsentationen. Das Sym-Bolische, das Zusammenbindende, erweist sich dabei immer auch als ein Dia-Bolisches, als ein Auseinander- reissen.
Lacan überwindet den subsidiären Charakter der bisherigen psychoanalytischen Rede über das Symbolische. Für ihn sind die drei Sektoren – des Realen, des Symbolischen, des Imaginären – gleichwertige Elemente des Wirklichen, die nicht territorial abgegrenzt sind, Schnittstellen zwischen Zeichenstruktur, imaginativem Handeln und der Tatsache, daß alle Leistungen des Subjekts immer auch Effekte seiner Objektivierung durch Medien darstellen. Subjekte sind eben nicht allein Autoren des Blicks, sondern Effekte der Bilder, die ihrerseits das Subjekt in Betracht ziehen.
Lacans Theorie eröffnet damit Perspektiven auf Zeichenssetzungen als eine semio-poetische Dynamik von Sprache und Einbildungskraft. Deshalb steht in seinem Denken Kunst nicht an der Stelle einer anderen Aktivität oder einer durch wiederholende Sicherung zum Schweigen gebrachten ursprünglichen Verletzung, sondern im Zentrum von Blickpunkten, in denen variable Schnittstellen zwischen dem Noch-Nicht-Zeichen gewordenen Realen, den Maschinen und Apparaten des Symbolischen und dem Bildzauber des Imaginären geschaffen werden. Die künstlerische Akvitität ist heute entschieden ein Handeln an diesen Schnittstellen geworden.
“LACAN/ Phantasma und Phantome – Gestalten des Unheimlichen in Kunst und Psychoanalyse” liegt als sorgfältig, aufwendig und schön gestaltetes Buch vor. Darin erschöpfen sich aber seine Vorzüge…