Kunst, Ambiente, Szene
von Maurizio Calvesi
Die Einteilung der Kunst in die traditionellen Gattungen der Malerei, Skulptur, Architektur und der niederen Künste gerät mit dem Ereignis der Avantgarde bekanntlicherweise in eine Krisensituation. Aber diese Krise wurde durch mehrere Faktoren hervorgerufen, deren Inkubation jenem bedeutsamen Augenblick vorausgeht: da ist vor allem Wagners Streben nach dem Gesamtkunstwerk zu nennen, – das Ideal der Kunst als Leben und des Lebens als Kunst, das in dem Ästhetizismus der Jahrhundertwende seine Nahrung fand, – die Aufwertung der “niederen Künste” zur Rangstellung der Hohen Kunst, mit dem Ziel, der Krise des Handwerks entgegen wirken zu können, und um die Serienproduktion der Industrie zu qualifizieren, – die neuen Techniken der Produktion des Bildes, darunter der Film, jene bisher nicht bekannte Form des Bildes in Bewegung, in dem das Schauspiel zum ‘Bild’ wird und umgekehrt. Die Suche nach einer Gesamtkunst blieb aber insgesamt eine Utopie, eine reine Idee, die nur sehr selten ihren “Raum” zur Verwirklichung fand. Die Besucher dieser Biennale können einen Hauch davon verspüren in dem Beethoven-Fries von Gustav-Klimt, der in einer Kopie in der Ausstellung im Palazzo Grassi seine Aufstellung gefunden hat: ein gemalter Fries, der seine Inspiration in der 9. Sinfonie von Beethoven gefunden hat, die in einer Bearbeitung von Mahler vorgetragen, einen architektonischen Raum ausschmückte, dessen Entwurf von Josef Hoffmann stammt, und der zu einer Betrachtung der Skulptur Max Klingers einlud, die den großen Meister darstellte. Eine andere Spur wird man in der Darbietung von Giulio Tourcato entdecken, die als “Hommage” an Kandinsky gedacht…