Rainer Wick
Kunst als sozialer Prozeß
Thesen zum Thema
Wie jeder Slogan, so deckt auch dieser – Kunst als sozialer Prozeß – nur einen Teil des Ganzen.
Feldforschung ist im Gespräch, und dies nicht erst seit der (unter diesem Titel kaum gelungenen, sonst aber sehr anregenden) Ausstellung im Kölnischen Kunstverein im Frühjahr dieses Jahres. (Innerhalb dieser Ausstellung ließ sich der aus Ethnologie und empirischer Sozialforschung übernommene Begriff schlüssig nur zu den Arbeiten von Lili Fischer in Beziehung setzen.) Schon 1974 hat Günter Metken den Begriff “Feldforschung” im Zusammenhang mit den Arbeiten von Nikolaus Lang in die Debatte geworfen1, doch blieb er damals ohne Resonanz. Feldforschung – das zielt auf die Untersuchung natürlicher Lebenssituationen, ohne daß der Forscher – wie z.B. im sozialwissenschaftlichen Experiment – nach einem genau festgelegten Versuchsplan vorgeht, sondern indem er sich in das Sozialsystem, das er untersuchen will, integriert (“going native”) und qua teilnehmender Beobachtung das Sozialverhalten in diesem System bzw. dessen Strukturbedingungen und Funktionsweisen zu registrieren und erklärend aufzuhellen versucht. Da sich der Feldforscher auf seinen Forschungsgegenstand bewußt als Subjekt einläßt und nicht auf einer Objektivität beharrt, die letztlich nur eine Schein-Objektivität sein kann, wird er – interaktionstheoretisch gesprochen – auch immer auf das Sozialsystem, in das er sich beobachtend eingliedert, Einfluß nehmen. Übertragen auf die Künstler, die sich einer der Feldforschung angenäherten künstlerischen Methode bedienen, bedeutet dies, daß ihre Arbeit unter zwei Aspekten zu sehen ist: unter dem der “neutralen” Tatbestandsaufnahme und zugleich unter dem einer subtilen sozialen Einflußnahme.
Kunst als soziale Strategie hieß der Untertitel einer Ausstellung im…