Horst Gerhard Haberl
Kunst als Kommunikationsstrategie
Über Kunst zu kommunizieren ist schwer, mit Kunst über etwas anderes zu kommunizieren ist relativ leicht. Allerdings gilt es für diese Behauptung, Kunst und Kommunikation näher zu definieren, denn beide Begriffe unterliegen einer gewissen Abnützung des Wortsinns. Die Kunst, die hier gemeint ist, ist eine »öffentliche«, eine in jeder Hinsicht grenzüberschreitende, eine, die sich der sogenannten Öffentlichkeit permanent aussetzt – wie eine Skulptur auf der Straße, wie Kunst im »öffentlichen Raum« der Medien. Also auch Kunst als bestimmender Faktor unseres kulturellen Umraums – insbesondere im Sinn der Erkenntnisfunktion von Kunst und als Indikator im Aufbau zwischenmenschlicher Beziehungen.
Es scheint weitgehend bekannt, daß Sender senden, was Empfänger nicht (!) empfangen: Information ist ein linearer Vorgang, der voraussetzt, daß Empfänger die Botschaft »verstehen«, d.h. schon kennen. Kommunikation hingegen in der Metaform von Information ist der lebendige Dialog zwischen Sender und Empfänger, aber auch der Dialog unter den Empfängern. Der Kommunikations- und Motivforscher Ernest Dichter sieht Kommunikation als einen Kreis, der an einer beliebigen Stelle unterbrochen ist. Kommunikation findet erst statt, wenn diese Lücke im Kreis durch einen Kommunizierenden kreativ geschlossen wird. Der so Angesprochene ist dazu verhalten, in der Bandbreite seiner Assoziationsfähigkeit neue Bilder, neue Texte zu produzieren, um sein »Weltbild« wieder herzustellen. Der Empfänger muß einen »Gedankensprung« machen. Hierin liegt auch das Wesen der Kunst: Kunst als Kommunikationsform.
Kommunikationstheoretisch bilden Kunst und Wissenschaft die Spitze einer Pyramide, die sich in Bildungs- und Assoziationsschichten nach unten verbreitert, dabei aber immer neue Empfangsverhalten berührt und sich entsprechend verändert. Die jeweiligen…