Kunst als Gegenwelt zur absoluten Hoffnungslosigkeit nach dem Krieg
Jolanda Drexler im Gespräch mit Franz Dahlem
Wem von den Jüngeren sagt der Name Franz Dahlem noch etwas? Dahlem gründete 1963 gemeinsam mit Heiner Friedrich die legendäre Galerie Friedrich und Dahlem, in der Minimal Art und Land Art erstmals in Europa gezeigt wurde. Die jungen Künstler schätzten die Galerie bald als wichtige Alternative zu den herkömmlichen Bildungseinrichtungen. Friedrich und Dahlem „investierten“ darüber hinaus in damals noch unbekannte, lange Zeit unverkäufliche Künstler wie Baselitz und Palermo durch regelmäßige Geldüberweisungen. 1967 ging Dahlem nach Darmstadt, um dort eine eigene Galerie zu eröffnen und den „Wella“-Gründer und ambitionierten Kunstsammler Karl Ströher zu beraten. Auf Dahlems Vermittlung kam die gesamte New Yorker Sammlung Kraushar mit Spitzenwerken der Pop Art in den Besitz Ströhers, ebenso der komplette Beuys-Block. Unter den zahlreichen, insbesondere beratenden Tätigkeiten Dahlems ist wohl in jüngster Zeit die große Uwe Lausen-Retrospektive hervorzuheben; selbstredend nahm er auch an dem begleitenden Podiumsgespräch mit ausgewiesenen Experten und Jonathan Meese teil.
Dahlem kann im Gespräch hochfahrend herrisch sein, im nächsten Moment wieder liebenswürdig und umsorgend, aber stets ist er agil und hochpräsent. Die Interviewerin vermochte seinem rasanten Redefluss kaum standzuhalten und in eine zielführende Richtung zu lenken. Dahlem ist ein scharfer Beobachter marktwirtschaftlicher Mechanismen – seine Thesen belegt er gerne mit Zahlenvergleichen. Aber ebenso spielen in seinen Überlegungen Literatur und westliche wie östliche Philosophie eine wichtige Rolle. Dahlem musste viele Enttäuschungen und Niederlagen hinnehmen, nichtsdestoweniger ist er immer noch von tiefer Leidenschaft und Begeisterung für die Kunst erfasst.
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Jolanda Drexler: Herr…