Randall Willette
Kunst als alternative Anlagestrategie
Ein Gespräch von Dieter Buchhart und Gerald Nestler
Kunst als Anlageform erobert den Kunstmarkt und löst viele Debatten aus. Die kühle, gleichzeitig spekulative Welt der Finanzen mit ihren Strategien und Methoden will so gar nicht zur Kunst passen. Die AkteurInnen des Kunstmarkts können und wollen diese Gelegenheit nicht vorbeiziehen lassen – auch in dem Wissen, dass sich andere finden, die das Geschäft machen. Was Kunst als Anlage bedeutet und wie sie den Kunstmarkt verändert, war Anlass für dieses Gespräch mit Randall Willette. Er gründete 2003 in London Fine Art Wealth Management, eine Vermögensverwaltung, die sich auf Kunst als alternative Anlageklasse sowie auf Analyemethoden für dieses Anlagefeld spezialisierte. Bevor er seinem Interesse folgend Kunstgeschichte am Sotheby’s Institute in London studierte und später als Direktor und Vorstand des Art Banking der UBS Vermögensverwaltung in London wirkte, arbeitete er 20 Jahre als Investmentbanker, Unternehmensberater und Vermögensverwalter.
Dieter Buchhart/Gerald Nestler: Das Verhältnis von Finanzwirtschaft und Kunst wird zunehmend hinterfragt. Wie sehen Sie diese Beziehung, was sind Ihre Erfahrungen?
Randall Willette: Ich arbeitete für UBS und bemerkte, dass viele Privatkunden Kunstliebhaber mit Sammlungen waren, die aktiv am Kunstmarkt kauften und verkauften. Sie benötigten jemanden, der ihre Liebe zur Kunst teilte und verstand, und der auch die Bedeutung und Freude schätzte, in Kunst hoher Qualität anzulegen. Sie brauchten, wie mir schnell klar war, Finanzlösungen rund um ihre Vermögenswerte in Kunst, wie etwa bei Finanzierungen, Steuer- und Vermögensplanung und Kunstphilanthropie. Das boten nur wenige Finanzinstitutionen an. Zu dieser Zeit investierten Personen mit hohem Eigenkapital…