Zu deutlichen Stimmenverlusten für die islamisch-konservative AKP (Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung) führten jüngst die Parlamentswahlen in der Türkei: die AKP von Präsident Recep Tayyip Erdogan verlor ihre absolute Mehrheit. Die kemalistisch und sozialdemokratisch orientierte CHP (Republikanische Volkspartei) blieb zweitstärkste Kraft, und erstmals zog auch eine pro-kurdische Partei in das Parlament ein. Wie sich das Wahlergebnis auf das innenpolitische und kulturelle Klima auswirkt, bleibt abzuwarten. Bis zum 30. August 2015 zeigt der Berliner Kunstverein nGBK eine Ausstellung „Politische Kunst im Widerstand der Türkei“. Bezugspunkte sind die Ereignisse im Jahr 1977 und die Proteste im Gezi-Park 2013. Bei einer Kundgebung linker Parteien auf dem Istanbuler Taksim-Platz zum 1. Mai 1977 fielen plötzlich Schüsse. 34 Menschen starben. Der Fall ist bis heute ungeklärt. Nach dem Militärputsch von 1980 blieben Mai-Kundgebungen acht Jahre lang verboten. Die Proteste 2013 richteten sich zunächst nur gegen ein geplantes Bauprojekt, entwickelten sich aber dann zu einem Aktionsbündnis gegen die Politik Erdogans. Nach Medienberichten kamen dabei sechs Menschen ums Leben, der türkische Ärzteverband registrierte über 8.000 Verletzte, 5.000 Personen wurden verhaftet. Die Ausstellung in den Räumen der nGBK umfasst „dokumentarische Momentaufnahmen vom sozialen Widerstand im öffentlichen Raum“ im Kontext „mit künstlerischen Reflexionen… Mit Fotografie, Video, Installation, Malerei, Plakatkunst und Archivmaterial wird der Versuch einer assoziativen Dokumentation unternommen.“ Dabei sind die Plakate und Graffiti-Parolen, die nach dem Abflauen der Proteste im öffentlichen Raum zurück blieben, als eine „Form der Erinnerung“ zu begreifen, die „ästhetisch präsent“ bleibt. Eine Aktionswoche mit einem Rahmenprogramm (24. Juli bis 1. August 2015) ergänzt die…
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· S. 12 - 13
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