Leonie Baumann,Rektorin der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und Sprecherin des Rates für Künste, ließ kein gutes Haar am Zukunftsentwurf „Berlin 2030“ der Senatsverwaltung: „2030 ist es vorbei mit Berlins regem Kulturleben“. Bezeichnenderweise hat man im Senatspapier die Kultur und Kulturpolitik ausgeklammert und sich stattdessen nur auf Wirtschaft, Wohnen, Verkehr, Gesundheit und Sport beschränkt. Die Verfasser dieses Zukunftsnentwurfs ignorierten einfach den Kulturwirtschaftsbericht, der schon 2008 aufgelistet hatte, dass in Berlin etwa 22.000 kleine und mittelständische Unternehmen der Kulturwirtschaft einen Jahresumsatz von 17 Milliarden Euro erwirtschaften – immerhin 21 Prozent des Bruttoinlandprodukts der Berliner Wirtschaft. Allein der Berliner Kunstmarkt umfasst etwa 6.000 Erwerbstätige. 1.800 Designer leben in der Stadt und 16.000 darstellende Künstler. Von den vollmundigen Ankündigungen über „die strukturelle Förderung von Produktionsstätten“ in diesem Kulturwirtschaftsbericht ist fünf Jahre später in dem Zukunftspapier „Berlin 2030“ nicht viel übrig geblieben. Der „Tagesspiegel“ registrierte daher eine gewisse „Gereiztheit“ in der Kommunikation zwischen Künstlern und Politikern. Die Politiker, an langsame bürokratische Prozeduren gewöhnt, begreifen nicht die rapide Dynamik, mit der sich die Künstlerszene entwickelt und verändert. Die Künstler wiederum leiden unter steigenden Wohnungsmieten, die auch durch öffentliche Atelierförderprogramme nicht abgemildert werden. Berlins Kunstszene war freilich schon immer in Verteilungskämpfe verstrickt, vor allem in den frühen 1990er Jahren kurz nach der Wiedervereinigung. Heute fühlt sich die freie Szene aber erst recht stiefmütterlich behandelt, weil aus ihrer Sicht zu viel Geld an Großprojekte gebunden ist: von den 366 Mill. Euro im Kulturhaushalt 2013 fließen gerade mal 500.000 Euro in ein Programm für 100 neue Ateliers. Gleichzeitig kosten die Sanierung…
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· S. 12 - 13
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