In Deutschland existieren rund 12.000 Museen, Bibliotheken und Archive mit 100 Millionen Kulturgütern. Der Berliner Verleger Hans J. Heinrich will diese Bestände digital erfassen und dazu 20.000 Kräfte auf Ein-Euro-Job-Basis beschäftigen. Der Brand in der Weimarer Anna-Amalia-Bibliothek führte den Verantwortlichen vor Augen, dass eine solche digitale Bestandssicherung durchaus sinnvoll ist. Kulturstaatsministerin Christina Weiss findet Heinrichs Idee dennoch „befremdlich“ und kündigte an, ihre Behörde werde dieses Projekt nicht unterstützen. Grundsätzlich sei gegen die Digitalisierung von Kulturgut zwar nichts einzuwenden. Ein solches Projekt müsse aber auf kommunaler Ebene organisiert werden und konkurriere dann dort mit sozialen Projekten. Auch diverse Verbände fürchten, diese Maßnahme für Langzeitarbeitslose sei eine „neue Form von ABM“, die letztlich zum Abbau fester Planstellen im Kulturbetrieb führe.
Verleger Hans J. Heinrich bestreitet indes, dass mit den neuen „Ein Euro-Jobs“ langfristig ein Wegfallen regulärer Arbeitsplätze vorprogrammiert sei. Für das Digitalisierungsprojekt ist eine gemeinnützige „Gesellschaft für digitale Dokumentation“ (Gedido) gegründet worden, die zehn Spezialisten beschäftige, darunter Logistiker, Urheberrechtler, Unternehmensberater und Kunstexperten. Nicht irgendwelche Hilfskräfte, sondern Akademiker leisteten die Arbeit, allerdings ohne Anstellung., betont Heinrich. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat bereits Interesse an Heinrichs Modell bekundet.
Dass die heutige Jugend durch das Austauschen kurzer SMS sprachlich verarme, zum Fußballspielen zu verweichlicht sowie an Politik und Kultur weitgehend desinteressiert sei, konnte nun zumindest teilweise als ein höchst irriges Vorurteil seitens der Altvorderen entlarvt werden. Das Zentrum für Kulturforschung und die Studie Jugend-Kulturbarometer 2004 kommen zumindest in Sachen Kulturinteresse zu einem völlig anderen Ergebnis: Der Anteil junger Leute, die sich…