Kulturkampf
Hintergründe im Fall Serrano / Mapplethorpe
Teil II
Von Michael Köhler
In diesem Beitrag geht es um recht seltsame und in der Wahl der Mittel erstaunliche Versuche konservativer Gruppierungen in den USA, die von der Verfassung verbriefte Freiheit der Kunst im Lande einzuschränken. Als Hebel haben sich diese Gruppierungen einen Vorwurf gewählt, der noch immer für massenhafte öffentliche Entrüstung gut war und sich deshalb zur populistischen Instrumentalisierung besonders eignet – der Vorwurf der Pornographie.
In öffentlichen Auseinandersetzungen ist dieser Vorwurf eine böse Waffe. Er polarisiert die Meinungen und kann die Gemüter rasch bis zu Handgreiflichkeiten erhitzen. Vor allem in Gesellschaften mit so ausgeprägten puritanischen Traditionen wie den USA. Und auf wen dort der Verdacht gelenkt wird, er sei in irgendeiner Weise an der Verbreitung von Pornographio beteiligt, der kann – auch wenn die Gerichte zu seinen Gunsten entscheiden – am Ende doch ruiniert sein, zumindest finanziell.
Die Vorstellung, ungehinderter Pornokonsum stelle eine akute Gefahr für Leib und Seele der Konsumenten dar, gehört zu den zentralen Überzeugungen konservativer Politik, solange es moderne Demokratien gibt. Und ebensolange kannte konservative Politik keine Scheu, öffentliche Empörung über eine (meist vermeintliche) Zunahme von Pornographie auch dann zu schüren, wenn diese Empörung als Druckmittel zur Durchsetzung ganz anderer politischer Ziele als der vordergründig verfolgten benötigt wird.
Sieht man den Fall Serrano/Mapplethorpe vor diesem Hintergrund, so stellt er sich als klassisches Beispiel für jene Taktik dar, mit Hilfe des Pornographieverdachts politisches Terrain zu erobern, das bis dahin auf andere Weise nicht zu besetzen gewesen war.
Der erste Teil dieses Beitrags berichtete von den…