Helga Meister
Kultur am Niederrhein
Sie liegen zehn Autobahn-Minuten voneinander entfernt, Orte wie Bedburg-Hau, Kleve und Goch. Sie haben Einwohnerzahlen zwischen 14 000 und 40 000. Sie sind eingebettet in die Landschaft des Niederrheins, alles ist kleinstädtisch und idyllisch. Doch ihre Kulturpolitik wirkt keineswegs verschlafen. Drei neue Museen sollen es in fünf Jahren sein. Die Projekte, die Politik, die PR-Arbeit gehen weit darüber hinaus.
Goch hat 30 554 Einwohner, 8000 Hektar Acker und 173 Kilometer Wirtschaftswege. Es halten hier Bummel- und Eilzüge, es rauscht der Verkehr über die Bundesautobahn A 57 vorbei. Nijmegen ist die nächste größere Stadt. Wer sich länger aufhalten will, kann in einem der 253 Betten übernachten.
Dieses Mittelzentrum leistet sich seit Ende 1991 ein “Museum für Kunst und Kulturgeschichte”, dem ein “Kultur- und Kongreßzentrum” angeschlossen ist. Das Gebäude mit dem postmodernen Giebel und dem lichtvollen Treppenhaus ist ein Schmuckstück. Die ortsansässigen Architekten Bruno Völling und Heinz Wrede verwandelten das einstige Kastell der Herzöge von Geldern in eine schmucke Begegnungsstätte, mit einem Foyer als Bindeglied zwischen dem gesellschaftlichen und kulturellen Leben. Das Museum besitzt 1000 Quadratmeter Ausstellungsfläche, Magazin und Werkstatt. Zukünftig soll auch die 2155 Quadratmeter große Wiese hinter dem Haus als “Skulpturengarten” genutzt werden. Die Blickbeziehungen nach draußen auf die Uferzone der Niers und ins Städtchen sind faszinierend.
Der Nachlaß des Bildschnitzers Ferdinand Langenberg, der neben eigenen neugotischen Meisterwerken ein Privatmuseum spätgotischer Holzskulpturen enthält, ist sehenswert, neben der interessanten Grammophon-Sammlung von Heinz Tomberg und dem Kabinett des Rudolf Schoofs, der in Goch geboren wurde und in Stuttgart an der Akademie…