Künstlerinnen in der Diaspora
Ein Gespräch mit Adelina von Fürstenberg, freie Kuratorin internationaler Ausstellungsprojekte
von Heinz-Norbert Jocks
Adelina Cüberyan von Fürstenberg, eine der erfahrensten Ausstellungskuratorinnen der Welt, hatte ihre erste Erfahrung mit Kunst als Kind, als sie im italienischen Fernsehen die Teilnahme eines Pilzexperten an der wöchentlichen Quizshow Lascia o Raddoppia verfolgte. Jahre später bei der Arbeit an einem Konzert mit dem amerikanischen Komponisten John Cage entdeckte sie, dass er der Pilz experte aus dieser Sendung war. Im 2015 mit dem Goldenen Löwen der Biennale von Venedig für die Leitung des armenischen Nationalpavillons ausgezeichnet, erhielt sie ein Jahr später den Schweizer Grand Prix Meret Oppenheim. Von Natur aus eine Kämpferin und sensible Intellektuelle, ist sie zudem eine passionierte Kunst- und Filmliebhaberin, die gelernt hat, sich in einer Männerwelt gegen alle Widerstände zu behaupten. Die aus einer armenischen Familie aus Istanbul stammende Cüberyan wurde zu von Fürstenberg, als sie 1975 den Fotografen Franz Egon Graf von Fürstenberg-Herdringen heiratete. Seitdem leben beide vorwiegend in Genf. „Väterlicherseits gab es in meiner Familie seit Generationen Architekten, die zu den großen armenischen Architekten gehörten, die in Istanbul Paläste, Moscheen und Uhrentürme bauten. All dies kam tragischerweise während der Jahre des Völkermords zum Erliegen.“ Als ihr Großvater mütterlicherseits zum Studium nach Deutschland ging, wurde er schließlich Dolmetscher für den Gouverneur von Konya, was ihre Familie vor den schlimmsten Gräueltaten bewahrte. „Ich war also nicht allzu sehr mit den Schrecken des Völkermords an den Armeniern konfrontiert“, fügt sie hinzu und betont, dass sie durch ihre Beteiligung an der…