KROATIEN: Boris Cvjetanovic, Ana Opalic
Caspar David Friedrich in Dubrovnik: Die Fotoarbeiten von Ana Opalic tragen unverkennbare Züge romantischer Bildästhetik. Karge Landschaft mit knorrigem Gehölz, eine einsame Figur in Rückenansicht, die auf die Weite des Meeres blickt. Fast immer gibt die Natur den Bezugsrahmen vor, und wenn man fernab Dubrovnik, die dalmatinische Küstenstadt, in der Opalic geboren ist, sieht, ähnelt ihre bildimmanente Funktion den Ruinen auf Gemälden der Romantik. Und so wie bei Friedrich als Hinweis auf die Befreiungskriege gegen Napoleon vereinzelt das Eiserne Kreuz vorkommt, so trägt die Hauptperson in Opalics Serie der “Selbstporträts” (Autoportreti; 2002/03) gelegentlich ein Military-T-Shirt, das daran erinnert, dass erst vor wenigen Jahren wieder einmal Krieg geführt wurde in Europa. Ana Opalic reflektiert in ihren Bildern und Installationen die Prägung der Geschlechterrollen durch die modernen technischen Medien1. Tatsächlich unterläuft sie die lineare (aus der Sicht der Gender Studies: phallische) Fixierung der Zentralperspektive, indem sie das Objektiv nicht auf direkte, isolierte Bezugspunkte, sondern eher auf unregelmäßig flächendeckende offene Strukturen richtet: Bei “Petka I, Dubrovnik” beispielsweise sieht man vor lauter Wald die Bäume kaum, in “Kalamota IV” verliert sich ein Stück Fußweg zwischen Farn und Unterholz, in “Na Orsuli, Dubrovnik”2 steht die Künstlerin auf einem schmalen Felsensims – vor, neben, unter und über ihr nichts als Gestein. Die androgyne Komponente, die Opalic in ihrer “Selbstporträt”-Serie gleichsam anklingen lässt, wird in ihrer Installation “Porträt” (Portret, 2003) eigens artikuliert. Diese ist ganz nach dem Prinzip “Kleider machen Geschlechter” eingerichtet, denn ausgestellt sind Aufnahmen einer Frau und eines…
Titel:
50. Biennale Venedig
· von Michael Hübl
· S. 279 - 279
Titel:
50. Biennale Venedig