Roger Behrens
Kritik: rettend wie rücksichtslos
für Burghart Schmidt zum Siebzigsten
»Narren, die den Verfall der Kritik beklagen.
Denn deren Stunde ist längst abgelaufen.
Kritik ist eine Sache des rechten Abstands …«
Walter Benjamin, ›Einbahnstraße‹ (GS Bd. IV·1, S. 131)
Im Rahmen der Vortragsreihe „Kritik nach der Kritik“ an der Zürcher Hochschule der Künste fragten die Veranstalter, ob ein anderer und undogmatischerer Umgang mit Kritik nach ihrem Ende möglich ist. Der folgende Text greift das Thema „Kritik nach der Kritik“ ganz konkret auf, um von hier aus sowohl die „Kunst nach der Kunst“ als auch die „Moderne nach der Moderne“ zu reflektieren. Im Fokus der Ausführungen steht die Vorstellung des des Zeitalters der Kritik als ein kritisches Zeitalter – mit Auswirkungen auf Felder wie Kunst, Ästhetik, Politik und Gesellschaft.
Der Kritiker als Dussel
Zum Finanz- und Firmenimperium des Multimilliardärs Dagobert Duck gehört selbstverständlich auch eine Tageszeitung. Ganz im Sinne des amerikanischen Self-made Man ist Dagobert Duck nicht nur Unternehmer, Eigentümer und Verleger, sondern ebenso Chefredakteur des Entenhausener Blattes. Die journalistische Arbeit erledigt er natürlich selbst. Seine Neffen Donald und Dussel unterstützen ihn dabei als Volontäre. Onkel Dagobert hat sie für einen neuen Auftrag in sein Büro kommen lassen und verrät seinen Verwandten mit stolz geschwellter Brust: »Man hat mich gebeten, bei der Ausstellung für Moderne Kunst als Kritiker zu fungieren. Und ihr zwei werdet mich begleiten und einen Artikel für unsere kulturelle Seite schreiben!«
Donald, gelangweilt an Dussel gelehnt: »Welche Ehre für dich, Onkel Dagobert! Aber die Kunst war ja schon immer deine große…