Kritik der unternehmerischen Stadt
Apokalyptische Visionen gehören auch heute noch zum immer wiederkehrenden Motiv der Kunstdiskurse. Man pflegt damit die Erwartung zu verbinden, dass die Kunst für globale Gefährdungen und die sie verursachenden Mechanismen sensibilisiert, wobei der latente Zweifel an der “Macht der Phantasie” je nach Charakter mehr auf die kulturpessimistische, die appellierende oder die verzweifelt beschönigende Seite ausschlägt. Die Autoren des hier vorliegenden Bandes scheinen sich dagegen darüber einig zu sein, dass mit derlei Ansätzen nicht nur der Status Quo bestätigt wird, sondern riskant einseitige, vor allem ökonomische Strategien – mehr oder weniger ungewollt – unterstützt werden.
Die Antwort auf diese Einschätzung der Lage sind einerseits gründliche und nüchtern analytische Kritik an den herrschenden ästhetischen Vorstellungen und deren Verwicklungen in kulturpolitische und ökonomische Strukturen – und andererseits der Versuch über radikale kunstübergreifende Interventionen nicht nur Gefahren, sondern auch vom Kunstmarkt und den Institutionen an den Rand gedrängte Potentiale bewusst zu machen.
Als Kernproblem, in dem alle die Fäden, die hierbei gesponnen werden, immer wieder zusammenlaufen, wird die Entwicklung anvisiert, die die heutigen Metropolen durchlaufen, und in der die ökonomische Perspektive von Unternehmen und ihren Aktionären immer mehr Gewicht gegenüber den Belangen der BewohnerInnen bekommt. Exemplarisch für die Beobachtung dieser Verschiebung stehen die Analysen von Klaus Ronneberger, der der Rolle der Deutschen Bahn AG bei einer Umstrukturierung bundesrepublikanischer Innenstädte nachgeht. Ohne dass davon viel Aufhebens gemacht würde, zeigt sich, dass die Kommunalpolitik endlose Zugeständnisse an private Investoren zu machen bereit ist, ohne dafür mehr zu erhalten als die Chance, mittelfristig in der Konkurrenz…