Krise? War gestern. Oder wird morgen sein
Ein Rundgang durch einige Ausstellungen in Reykjavik
von Michael Hübl
Das Hafnarhús in Reykjavik ist ein modernes Museum. Ebenerdiger Zugang, Glasschiebetür, die sich automatisch öffnet. Hier ist alles getan, um gar nicht erst die legendären Schwellenängste aufkommen zu lassen, die noch immer in museumspolitischen Debatten herumgereicht werden. Im Entrée ein großzügiger Shop, auch als zwangloser Stöberbereich für Besucher, die erst einmal schnuppern und anhand von Katalogen und Postkarten klären wollen, ob sie das Kunstangebot in dem Betonbau interessiert, der zwischen 1932 und 1939 als Büro- und Lagerhaus für den Hafen von Reykjavik errichtet und Ende des vorigen Jahrhunderts in ein Museum umgewandelt wurde. Seit 2000 ist das einstmals größte Gebäude Islands einer von drei Standorten des Kunstmuseums Reykjavik (Listasafn Reykjavíkur) mit ziemlich allem, was als zeitgemäß gilt. Die Architektur erlaubt mehrere Ausstellungen gleichzeitig, offeriert einen abwechslungsreichen Parcours und hält selbstverständlich Räume vor, in denen Kinder und Jugendliche ihren eigenen Zugang zu Bildern, Objekten, Videos erleben können.
Eine Bibliothek gibt es ebenfalls. Offen zugänglich auch sie. Auf dem Weg zu ihr kommt man an dem großen vollkommen weiß gestrichenen Innenhof des Bauwerks vorbei. Durch eine großflächige Scheibe kann man in ihn hineinsehen. Leer liegt er da. Ringsum schwere geschlossene Türen. Weiß. Eine umlaufende Balustrade aus Metall. Irgendwie denkt man an Anstalt oder Alcatraz. Doch dann ist da schon der Lesesaal, und dort herrscht Leben. In den Sesseln lauter Männer. Ein paar sind Asiaten, die anderen vielleicht Araber oder Latinos. Manche schauen ausdruckslos vor sich hin und…