Renate Puvogel
Kris Martin
Sies+ Höke Galerie, 15.1.-26.2.2005
Drei Jahre lang haben sich Künstler und Galerist häufig getroffen, um miteinander zu diskutieren, ehe es jetzt zur ersten Einzelausstellung in Düsseldorf gekommen ist. Der 1972 im belgischen Kortrijk geborene Kris Martin hat einen langen Atem, er überstürzt nichts und durchdenkt ein Thema intensiv, bevor er aus ihm eine Arbeit entwickelt. Erst die ausgereifte Idee findet jeweils das ihr angemessene Material. Diese konzentrierte, ja, konzeptuelle Vorgehensweise dürfte ein Grund dafür sein, dass jedes Werk einen ausgesprochen individuellen Charakter besitzt. Oder andersherum gesagt: Es hat einmalige Gestalt angenommen, weil es sich einem unaustauschbaren Themenkomplex verdankt. Dieses Spezifikum schließt nicht aus, dass eine Arbeit mehrteilig sein kann oder als Multiple hergestellt wird. Martin bedient sich vielerlei künstlerischer Ausdrucksmittel wie Zeichnung, Foto, Collage, Objekt und Ready Made. Da steht unübersehbar im Galerieraum eine große Porzellanvase in typischem blauweißen Kolorit, während in einer Raumecke eine weiße Untertasse mit Milch abgestellt ist, am Boden liegt zudem eine metallen schimmernde Kugel, und die Wände sind äußerst sparsam mit zweidimensionalen Arbeiten bestückt, schließlich findet sich gleich eingangs an der Wand die Zahl 2023 (Ohne Titel, 1992) unscheinbar klein per Hand aufgetragen. Weil man das Notat beim Eintreten im Rücken hat, bemerkt man es erst beim Rückschauen oder Hinausgehen. Man muss schon wissen, dass es sich bei der Zahl 2023 um ein Datum handelt; es meint jenes Jahr, mit welchem Kris Martin eine kontinuierliche Zahlenfolge, die er mit dem Jahr seiner Geburt 1972 ansetzte, auf unerklärliche Weise nahezu zufällig, für Martin bis…