Krieg und Frieden, Kunst oder Kommerz
Von Karlheinz Schmid
Die Kollegen der Musikkritik hatten es mal wieder leichter: Die BBC und andere Funkanstalten lieferten reichlich Stoff, als sie – während der Kampfhandlungen am Golf – etliche bekannte Titel der Rockmusik kurzerhand auf den Index setzten. No chance für “Give Peace A Chance” (Lennon), no chance für “Light My Fire” (The Doors), no chance für “In The Air Tonight” (Phil Collins), schon gar nicht für “Boom Bang-a-bang” (Lulu) oder “Waterloo” (Abba). Insgesamt knapp 70 Platten allein in Großbritannien.
Dagegen dann harmlose Reaktionen in deutschen Landen. Weder verhängte Bilder in den Museen und Galerien, wo die Kriegsverherrlichung so wenig Thema ist wie in Lulus Herz-Schmerz-Schnulze, noch irgendwelche solidarischen Aktionen der Künstler, jedenfalls keine ernstzunehmenden. So durfte sich Siegfried Gohr, Direktor des Museums Ludwig, über den Brief einer Hamburger Künstlergruppe wundern. Das Duo “DDT” empfahl, das Kienholz-Environment des Kölner Museums, jenes Soldaten-Denk-Mal, in die Wüste zu schicken – zur “Fronttruppen-Betreuung”. Außerdem, so “DDT”, solle dort, “den jeweils Unterlegenen”, ein anderer Kunst-Container angeboten werden, einer mit Fettecke.
Am 24. Februar, also noch mitten in der heißen militärischen Phase, teilte der Nordsee-Symposien-Experte Wulf Kirschner mit, daß er im Herbst in Cuxhaven das “Symposion Kugelbake” veranstalten wird: “Da es sich hier um ein militärisches Bauwerk handelt, soll künstlerisch der Zusammenhang zwischen militärischen und zivilen Kulturanteilen untersucht werden”, schreibt Kirschner. “Dieses Thema”, erläutert er, “hat angesichts der momentanen politischen Lage einige Brisanz.” Wohl wahr. Auch der Frankfurter Rolf Kissel, immer wieder im Einsatz, wenn Kunst und Politik ihre Funken schlagen, wurde…