Kreativität
produziert
Kreativität
von Siegfried J. Schmidt (Text) und Sabine Marte (Zeichnungen)
Kreativität scheint nichts anderes zu sein als demokratisch deformierte Genialität. Die Dreiheit neu / bedeutend / überraschend bleibt erhalten, aber die Ansprüche werden abgesenkt.1 – Niklas Luhmann
Mit dieser ironischen Kennzeichnung versieht Luhmann den traditionellen Begriff der Kreativität, der auf nachträgliches Erkennen abstellt, sozusagen auf protokollierte Kreativität. Wie steht es aber mit den Konstruktionsmöglichkeiten von Konstruktivität? Auch hier bietet Luhmann Hilfe an: „Aus der Sicht der Systemtheorie handelt es sich um eine durchaus entmystifizierbare Angelegenheit, nämlich um die Fähigkeit zum Ausnutzen von Gelegenheiten; oder in anderer Formulierung: um die Verwendung von Zufällen zum Aufbau von Strukturen.“
Es handelt sich also bei Kreativität ganz allgemein um eine Form von Morphogenese respektive order from noise, um einen Effekt von Grenzen oder Diskontinuitäten, mithin um flüchtige, zeitgebundene Phänomene. Diese Fähigkeit wird in hochkomplexen und nicht mehr zentral steuerbaren Systemen wie Gehirnen und Gesellschaften immer wichtiger: Wir kommen offenbar ohne Kreativität nicht aus, sie wird zu einem kognitiven, kulturellen und ökonomischen Kapital sowie zu einem Problemlösungs-Device ersten Ranges.
Drei Dimensionen kreativer Persönlichkeiten
Wie steht es aber nun – einmal abgesehen von Luhmanns prägnanten Stichwörtern zum Thema – mit der gegenwärtigen wissenschaftlichen Modellierung des Kreativitätskonzepts?
Komponenten, die in der Forschung als Charakteristika kreativer Persönlichkeiten genannt worden sind, lassen sich drei Dimensionen zuordnen:
a) Wahrnehmung und Kognition
b) Emotion und Motivation
c) Verhalten und Handeln
Die wichtigsten Hypothesen stelle ich im Folgenden kurz zusammen.
a) Kreative Personen müssen intelligent sein, damit sich Kreativität entfalten kann….