Rainer Unruh
Kostis Velonis -Tatiana Trouvé – Daniel Milohnic
Kunstverein, Hamburg, 28.3. – 21.6.2009
Das Banner an der Fassade lässt Schlimmstes befürchten. „Der Kunstverein, seit 1817“ grüßt es seit kurzem von der Häuserwand, und man fragt sich, ob sich jetzt auch schon die Kunstvermittlung der gleichen Marketing-Mechanismen bedient, wie sie bislang den Produzenten von Kräuterlikören vorbehalten waren. Die Rückbesinnung auf die Tradition setzt sich im Erdgeschoss fort. Florian Waldvogel, neuer Direktor des Hamburger Kunstvereins, hat dort ein kleines Kabinett eingerichtet, in dem Plakate und Bücher, aber auch Beschwerdebriefe von Besuchern einen Blick in die Historie der Institution erlauben.
Um Geschichte geht es auch in den Arbeiten der drei Künstler in der ersten von Waldvogel für seinen neuen Arbeitgeber kuratierten Schau. Tatiana Trouvé hat im Erdgeschoss ihr „Bureau of Implicit Activities“ eröffnet. In einem nüchtern designten Regal-Schrank, wie man ihn aus Arztpraxen kennt, liegen Zeichnungen, andere hängen mit Tesafilm befestigt an der Wand. Auf dem Transparentpapier sind Innenansichten von Räumen zu sehen, und wären da nicht seltsame kurvige Stangenkonstruktionen ohne erkennbare Funktion, könnte man sie mit gewöhnlichen Architekturzeichnungen verwechseln. Modelle von Sitzgruppen und Büros, die auf einer Plattform zusammengestellt sind, erinnern vage an Interieurs der Sixties, freilich ohne den Glamour und Schwung dieses Jahrzehnts. Die „Ghosts“, auf Rollen montierte Skulpturen aus durchsichtigem Klebeband, in das Figuren gestanzt sind, verstärken den Eindruck des Ephemeren und Fragilen. In einem Interview mit dem Philosophen Richard Shusterman hat die französische Künstlerin einmal gesagt, dass sie dem Betrachter ihrer Arbeiten eine Erfahrung bietet, wie sie jemand hat, der die…