Jürgen Raap
Korpys/Löffler
Galerie Otto Schweins, Köln, 29.10. – 18.12.1999
In militärischen Manövern probt man den “Ernstfall”. Im Gelände findet eine Rollenaufteilung zwischen Freund und Feind, zwischen Angreifern und Verteidigern statt, doch bei derlei Simulation verlangt man von den Soldaten keine schauspielerische Leistung. Auch wenn die Polizei Einsätze bei Demonstrationen einübt und dann einige Beamte die Rolle von Blockierern und Randalierern zu übernehmen haben, spielt sich dies nicht in einer mimetischen Wirklichkeit ab. Die Dramaturgie eines Manövers ist eine völlig andere als in der cineastischen Ästhetik des Kriegsfilms, doch für das Künstlerduo Andrée Korpys (Jahrgang 1963) und Markus Löffler (Jahrgang 1966) ist es durchaus legitim, auf Analogien zwischen der künstlichen Wirklichkeit des Films und jener in polizeilich-militärischen Trainings-Camps zu verweisen. Denn in der Gestaltung des “Scenarios” gibt es offenkundige psychologische Parallelitäten. Diese verlängern sich bisweilen auch in die Welt des Sports: Vor allem die englische und italienische Sportberichterstattung bedient sich gerne eines martialischen Vokabulars, das der Militär-Terminologie entlehnt ist. In Deutschland nennt man zu Auswärtsspielen mitreisende Fans “Schlachtenbummler”. So ist die Installation in den beiden Räumen der Galerie Otto Schweins, aus einem Videofilm, großformatigen Fotoabzügen und einer Boden-Skulptur bestehend, eine Allegorie mit den Stichworten “Wettbewerb-Kampf-Gewalt”.
Korpys/Löffler erzählen eine Geschichte. Es ist die Geschichte einer “Fighting City” in Berlin-Ruhleben. Die britische Armee hatte dort seinerzeit einen Stadtteil bis ins kleinste Detail originalgetreu nachgebaut, um Anti-Terror-Einheiten für den Häuserkampf in Nordirland zu trainieren. Im Inneren dieser Häuser fanden die beiden Künstler sogar eine komplette Schlafzimmereinrichtung – vielleicht hätte man ja den einen oder anderen IRA-Kämpfer…